Britische Filesharer festgenommen

Nach dem Betreiber wurden nun sechs Mitglieder des von der Polizei geschlossenen Torrent-Trackers Oink verhaftet und verhört. Die genauen Vorwürfe sind unklar; Anklage wurde nicht erhoben.

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Zum ersten Mal sind in Großbritannien sechs mutmaßliche Filesharer von der Polizei festgenommen und verhört worden. Die Ende Mai verhafteten fünf Männer und eine Frau waren Mitglieder des Torrent-Tracker Oink, der im Oktober 2007 auf Betreiben der Musikindustrie von den Behörden dichtgemacht worden war. Der Betreiber des geschlossenen Trackers war damals ebenfalls verhaftet worden, ist aber wie die sechs mutmaßlichen Filesharer inzwischen wieder auf freiem Fuß. Anklage wurde bisher in keinem der Fälle erhoben.

Einer Mitteilung der Polizei in Cleveland zufolge wurden die Verdächtigten im Zusammenhang mit der Verbreitung von bisher noch nicht veröffentlichter Musik auf dem Bittorrent-Tracker von Beamten der Abteilung für organisiertes Verbrechen vernommen. Die Vernehmungen sind Teil einer Operation namens "Ark Royal". Unbestätigten Angaben der Website TorrentFreak zufolge lauten die Vorwürfe auf Verschwörung zum Betrug zu Lasten der Musikindustrie. Ein Sprecher des britischen Branchenverbandes British Phonographic Industry (BPI) wollte die Vorwürfe gegenüber heise online nicht bestätigen und verwies auf laufende polizeiliche Ermittlungen.

In einer schriftlichen Stellungnahme erklärte BPI, gemeinsam mit dem internationalen Verband IFPI der Polizei Informationen gegeben zu haben, die den Ermittlungen dienlich gewesen seien. Die illegale Verbreitung von Musik – insbesondere noch nicht veröffentlichter Werke – füge der Industrie großen Schaden zu, teilte BPI mit. Oink sei die größte Quelle solcher Vorveröffentlichungen gewesen.

Am vergangenen Wochenende berichtete TorrentFreak über die Festnahmen. Demnach sollen die Verdächtigen unter anderem über ihre Beziehungen zu dem Betreiber der Website befragt worden sein. Die Verdächtigen sollen zudem aufgefordert worden sein, ihre Zugangsdaten zu dem beschlagnahmten Server zu übergeben. Nach dem seit 2000 geltenden Gesetz zu Ermittlungsbefugnissen kann die Polizei Verdächtige bei Strafandrohung zur Herausgabe von Passwörtern oder Schlüsseldaten zwingen.

Die Ermittlungen scheinen unterdessen nur langsam voranzukommen. Bereits dreimal sei die Frist bis zur Anklageerhebung gegen den Website-Betreiber verlängert worden, berichtet der Register. Der nächste Termin für den Beklagten ist nun der 1. Juli. Auch die anderen zwischenzeitlich Verhafteten dürften Beobachtern zufolge dann mit einer formellen Anklage rechnen können – oder eben auch nicht. Weitere Details über dem Hintergrund der strafrechtlichen Ermittlungen sind bisher nicht bekannt.

Oink war ein geschlossener Tracker, der neue Mitglieder nur auf Einladung aufnahm. Die Website wurde im Oktober vergangenen Jahres in einer von Interpol koordinierten Aktion geschlossen und die Hardware in einem Amsterdamer Rechenzentrum beschlagnahmt. Darüber hinaus hatten Polizisten die Wohnung des 24-jährigen Betreibers in England durchsucht und diesen vorläufig festgenommen. Die zwischenzeitlich unter Kontrolle der IFPI geratene Domain oink.cd wurde dem Inhaber inzwischen wieder übertragen. (vbr)