ARD macht LG-Handy zum "ÜberallFernseher"

Das bundesweit beworbene TV-Handy von LG empfängt nur im UHF-Band. Um Zuschauerprotesten zuvorzukommen, will die ARD die EM-Spiele im Ersten in allen DVB-T-Regionen in diesem Frequenbereich übertragen.

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Von
  • Sven Hansen

Handy-TV scheint sich zur Fußball-Europameisterschaft zum Renner zu entwickeln. Nach unbestätigten Angaben sollen sich etwa 200.000 Exemplare des DVB-T-Handys HB620T im Markt befinden. Einziger Pferdefuß: Das Gerät empfängt das ÜberallFernsehen nur im UHF-Band. Da das ARD-Bouquet in einigen Regionen im VHF-Band ausgestrahlt wird, droht einigen Fußballfans eine lückenhafte EM-Versorgung auf dem Handy.

In den betroffenen Großräumen Hannover/Braunschweig und München haben sich der zuständige NDR beziehungsweise BR nun entschieden, kurzfristig den Empfang von "Das Erste" auch im UHF-Band zu ermöglichen. Der NDR wird die von der ARD ausgestrahlten EM-Spiele den Planungen zufolge im Regionalbouquet (Kanal 36) jeweils für die Spieldauer statt des hr-Programms einspeisen. Schon jetzt fördert ein Sendersuchlauf einen EM-Sonderkanal zu Tage.

Der Bayerische Rundfunk (BR) nutzt zur Einspeisung im UHF-Band den bisherigen DVB-H-Testbereich und verschiebt diesen auf einen anderen Kanal. Neben BR, Bayern alpha und SWBW befindet sich in dem Regionalbouquet nun "Das Erste". Auch hier ist zum Empfang ein neuer Sendersuchlauf nötig. Für den von Mobile 3.0 durchgeführten DVB-H-Betrieb in München hat die Verschiebung keinen Einfluss – die auf Kanal 26 eingespeisten Sender bleiben von der Maßnahme unberührt.

Trotz der Bemühungen ist es der ARD nicht gelungen, in allen DVB-T-Gebieten den UHF-Empfang zu ermöglichen: "Für die Großräume Nürnberg und Würzburg ist bis zur endgültigen VHF-UHF-Umschaltung 2009 keine technische Lösung möglich", erklärte Wolfgang Wütschner aus der technischen Direktion des BR gegenüber heise online.

Während LG das HB620T zunächst bundesweit als perfekten mobilen EM-Empfänger bewarb, ist in neueren Print-Anzeigen nun der Zusatz "TV-Tuner (UHF)" zu finden. Tuner-Hersteller DiBcom wird es nicht gerne lesen, denn tatsächlich ist das eingebaute Empfangsmodul nach Angaben eines DiBcom-Sprechers durchaus für den VHF-Empfang ausgelegt. LG hat die Funktion bei der Entwicklung des HB620T schlichtweg unter den Tisch fallen lassen.

Mit der "Rettungsaktion" kommt die ARD nun den Fans des mobilen Fußballvergnügens entgegen. Schon bei der DVB-T-Einführung stand die Sendeanstalt für ihre Entscheidung in der Kritik, die VHF-Frequenzen aus analogen Zeiten für DVB-T weiternutzen zu wollen. Die DVB-T-Ausstrahlung im VHF-Bereich ist weltweit einmalig und mit Mehrkosten durch aufwendigere Tuner- und Antennentechnik verbunden. (sha)