US-Medienveteranen entwickeln System zur Online-Vermarktung von Zeitungsinhalten

Eine ehemaliger Herausgeber des "Wall Street Journal" und zwei weitere medienerfahrene Unternehmer haben eine Firma gegründet, die Zeitungen bei der Vermarktung ihrer journalistischen Inhalte im Internet helfen will.

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Auf der Suche nach geeigneten Vermarktungsmöglichkeiten für die Inhalte von US-amerikanischen Zeitungen im Internet haben sich nun drei Medienveteranen zusammengefunden und eine Lösung angeboten. Steven Brill, Gründer des Magazins American Lawyer und von Court TV, der frühere Herausgeber des Wall Street Journal Gordon Crovitz und Leo Hindery, ehemaliger Chef des YES Network, wollen mit ihrer neu gegründeten Firma Journalism Online LLC voraussichtlich im Herbst ein technisches System anbieten, über das die Zeitungen ihre Finanztransaktionen mit den Lesern abwickeln können sollen. Außerdem will Journalism Online Medien-Unternehmen beratend zur Seite stehen, um Lizenzvereinbarungen mit Web-Portalen zu erarbeiten, die wie Google News Nachrichten aufbereiten, berichten US-amerikanische Medien.

Laut einem Bericht der New York Times sollen einige Zeitungshäuser bereits Interesse an den Plänen der drei Medienveterane bekundet haben. Sie schlagen demnach vor, dass ein Leser einen Artikel auf einer Zeitungs-Website kostenlos anlesen kann, bis er an einen Punkt stößt, ab dem er bezahlen soll. Hier würde das System von Journalism Online greifen. Falls der Leser freien Zugang zu allen Inhalten einer Website haben wollte, würde er hingegen direkt zu der Verlags-Website geleitet. Brill erläutert, für den Leser sei wichtig, dass die Abrechnung einfach erfolge, indem er beispielsweise einmalig seine Kontodaten hinterlegt. Für ein umfangreiches Abo sei ein Preis von 15 US-Dollar (gut 11 Euro) monatlich denkbar.

Nachrichten sind den US-Bürgern zwar weiter wichtig und bleiben begehrt, allerdings sind immer weniger Menschen bereit, dafür zu bezahlen. So hieß es kürzlich im Jahresbericht zur Lage der Medien in den USA. Mit dem Umstand, dass ihre Erzeugnisse oft unlizenziert im Internet auftauchen, wollen sich zumindest die Nachrichtenagenturen AP und dpa nicht abfinden und Systeme nutzen, mit denen sie ihre Artikel nachverfolgen und die Portale, auf denen die Artikel veröffentlicht wurden, belangen können.

Google-CEO Eric Schmidt, dessen Unternehmen die Vermarktung von Anzeigen für Printmedien Anfang dieses Jahres stoppte, hat vor Kurzem den Zeitungen seine Hilfe angeboten. Für ihn sind Abo-Modelle nicht erfolgversprechend, er setzt eher auf die Verrechnung von kleinen Geldbeträgen für einzelne Artikel und auf Werbung. Der Vorteil für die Zeitungen würde wie bei dem von Journalism Online angestrebten Modell darin liegen, dass sie keine eigene Infrastruktur für den Zahlungsverkehr aufbauen müssten. (anw)