Compaq auf Schrumpfkurs
Nach einem Quartalsverlust von 184 Millionen US-Dollar soll Compaq grĂĽndlich umgebaut werden; 8000 Jobs, unter anderem in Europa, stehen auf der Kippe.
Michael Capellas will Compaq gründlicher umbauen als sein Vorgänger Eckhard Pfeiffer. Nach einem Quartalsverlust von 184 Millionen US-Dollar, zu dem sich der weltweit größte Computerbauer gestern bekannte, soll sich das Unternehmen nun konsequent gesund schrumpfen. 6.000 bis 8.000 Jobs stehen auf der Kippe. Weitere 2.000 Mitarbeiter müssen, wie bereits früher angekündigt, zusätzlich den Arbeitsplatz räumen. Auch in Europa sollen 800 bis 1000 Stellen wegfallen, sagte der für Europa, den Nahen Osten und Afrika zuständige Compaq-Manager, Werner Koepf. Die Schrumpfkur soll sich bereits im kommenden Quartal auf die Bilanzen nieder schlagen. Der Konzern rechnet mit Kosten zwischen 700 und 900 Millionen Dollar, etwa 1,3 Milliarden Mark.
Mit der Sanierung will der Neue im Compaq-Chefsessel den Computerhersteller offensichtlich schnell wieder in die Gewinnzone steuern, Kosten senken und die Vertriebsstruktur vereinfachen. Der dringende Umbaubedarf zeichnete sich bereits nach der Übernahme von Digital Equipment ab. Capellas Vorgänger Pfeiffer hatte sich bereits kurz nach der Firmenhochzeit für eine weit reichende Konzernrenovierung ausgesprochen und den Verlust von 17.000 Stellen angekündigt.
Doch die Restrukturierung kam nur schleppend voran. Dem Ex-Chef wurde schon bald ein zu zögerliches Vorgehen attestiert. Nachfolger Capellas begründete das schwache Abschneiden im zweiten Quartal indes mit einem unzureichenden Umsatzwachstum, fallenden Bruttomargen und höheren Betriebskosten. Analysten führten das Ergebnis auch auf Schwierigkeiten von Compaq zurück, sich auf die flexiblen Verkaufsmodelle von Konkurrenten wie Dell einzustellen. Möglicherweise habe sich der Hersteller aber auch mit Digital einen zu großen Happen genehmigt und sich daran verschluckt. (em)