Apple-Konkurrenten jagen das iPhone mit Funktionsvielfalt

Apples iPhone zwingt Handy-Hersteller wie HTC oder Samsung zum Umdenken: Statt nur immer weitere Funktionen in ihre Geräte einzubauen, suchen sie nach neuen Konzepten, die die Bedienung der Mobiltelefone vereinfachen sollen.

vorlesen Druckansicht 564 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Christoph Dernbach
  • dpa

Gerade mal ein Jahr ist es her, dass Apple mit großem Tamtam den Verkaufsstart des iPhone inszenierte. Doch seitdem ist in der Branche nichts mehr so wie zuvor. Obwohl sich der Absatzerfolg von Apple mit insgesamt sechs Millionen Geräten angesichts der Milliarden-Stückzahlen für Mobiltelefone weltweit in Grenzen hält, hat das iPhone bei quasi jedem Handy-Hersteller tiefe Spuren hinterlassen.

Bevor das iPhone kam, standen bei Mobiltelefonen vor allem technische Leistungsdaten im Blickpunkt: die Empfangsqualität etwa oder die Akku-Kapazität und das Tempo bei der Datenübertragung. Mit dem iPhone tauchten zwei neue Fragen auf, die vorher kaum ein Handy-Hersteller auf dem Zettel hatte: Wie einfach ist das Gerät zu bedienen? Und welche der unzähligen Funktionen werden auch tatsächlich von den Kunden genutzt?

Selbst Kritiker bescheinigten dem iPhone, bei der BenutzerfĂĽhrung vorbildlich zu sein, auch wenn gerade in Europa die fehlende UnterstĂĽtzung des UMTS-Netzwerks stark vermisst wurde. Mit der Vorstellung des iPhone 3G, der zweiten Smartphone-Generation von Apple, beseitigt der Hersteller dieses Manko.

Doch wie haben die Apple-Konkurrenten auf die iPhone-Revolution reagiert? Der taiwanische Handy-Hersteller HTC, der weltweit größte Produzent von Windows-Mobile-Telefonen, war im vergangenen Jahr mit einem Schnellschuss dem offiziellen Marktstart des iPhones zuvorgekommen. Mit dem HTC Touch gossen die Taiwaner quasi eine dünne Zuckerschicht über die Microsoft-Oberfläche von Windows Mobile, um sich dem Bedienkonzept des iPhones zu nähern.

Mit dem HTC Touch Diamond unternimmt HTC nun einen zweiten Anlauf. Und diesmal ist die Zuckerschicht deutlich dicker geraten. Zum Aufrufen der wichtigsten Handy-Funktionen bewegen sich die HTC-Kunden in einer hübschen Oberfläche, ohne direkt in der kruden Windows-Mobile-Welt zu landen. Mit dem neusten Webbrowser von Opera hat HTC außerdem ein Pendant zum iPhone-Browser Safari gefunden, das sich sehen lassen kann.

Die Bedienung des HTC Touch Diamond fällt allerdings nicht so flüssig aus wie die des iPhones. Das mag daran liegen, dass das Zusammenspiel von Windows-Fundament und HTC-Fassade noch an der ein oder anderen Stelle hakt.

Auch das Qbowl von Samsung und das Viewty von LG versuchen mit einem berührungssensitiven Bildschirm an das Erfolgsrezept von Apple anzuknüpfen. "So spielerisch wie das iPhone lässt sich keiner der Konkurrenten handhaben", urteilt Helmut Martin-Jung, Technik-Experte der Süddeutschen Zeitung. "Immerhin ist oft das Bemühen erkennbar, es dem Vorbild gleichzutun."

Wenige Stunden vor dem offiziellen Launch des neuen iPhones am Montag veröffentlichte Samsung Details zu dem neuen Smartphone SGH-i900 Omnia, mit dem sich die Südkoreaner in der Riege der iPhone-Konkurrenten behaupten wollen. Samsung stülpt der Oberfläche von Windows Mobile 6.1 ebenfalls eine eigene Oberfläche über, die "TouchWiz User Interface" genannt wird. Samsung versucht wie HTC außerdem, mit Leistungsdaten zu punkten, die auch dem neuen iPhone überlegen sind: So unterstützt das Touch Diamond bereits den UMTS-Turbo für die Senderichtung HSUPA. Sowohl das Touch Diamond als auch das Omnia bieten ein UKW-Radio. Und statt einer mickrigen 2-Megapixel-Kamera wie das iPhone verfügen die asiatischen Handys über 5-Megapixel-Kameras.

Den Einfluss, den das iPhone auf die Mobilfunkbranche inzwischen ausübt, kann man auch gut am jüngsten Modell des kanadischen Herstellers Research in Motion (RIM) sehen: Der BlackBerry Bold 9000 präsentiert sich mit einer aufgeräumten und übersichtlichen Oberfläche, die mit früheren BlackBerry-Modellen kaum noch etwas gemein hat.

Zudem glänzt der neue BlackBerry mit einer Vollausstattung: WLAN, GPS, Blackberry Maps zur Navigation sowie UMTS mit HSDPA-Unterstützung. Axel Postinett, Technologie-Korrespondent des Handelsblatts, ist sich aber sicher: "Der Bold wird es nicht leicht haben." Wenn das Gerät im Sommer in die Läden kommt, werde es auf das überarbeitete UMTS-iPhone von Apple treffen. "Und das wird spannend werden."

Siehe dazu auch:

( Christoph Dernbach, dpa) / (rop)