Apple-Kette mStore: Insolvenz in Eigenverwaltung

Die Hamburger Hauptverwaltung und ihre Filialen haben ein Verfahren nach Paragraph 270a der Insolvenzordnung beantragt. Das Unternehmen soll im nächsten halben Jahr saniert werden und will weitermachen.

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Die große deutsche Apple-Kette mStore, ein Premium Reseller, hat nach wirtschaftlichen Problemen Insolvenz in Hamburg angemeldet. Das bestätigte Geschäftsführer Martin Willmann gegenüber Mac & i. Gewählt wurde eine sogenannte Insolvenz in vorläufiger Eigenverwaltung, bei der das Unternehmen Zeit bekommt, selbst eine Sanierung durchzuführen. In der Firmenführung vertreten ist von nun an aber auch ein Sanierungsgeschäftsführer. Betroffen sind neben dem Hauptquartier in Hamburg auch die Filialen in ganz Deutschland. Dazu gehören drei "M&M:Trading!"-Häuser in Berlin-Charlottenburg, Bremen und Hamburg sowie 14 "mStore"-Shops von München bis Kiel.

Für Kunden und Mitarbeiter soll sich zunächst nichts ändern, Lieferungen und Retouren laufen wie bisher, die Angestellten erhalten für drei Monate Insolvenzgeld. Willmann sagte, dass mStore zwar im letzten Jahr seinen bislang höchsten Umsatz geschrieben habe, man aber aufgrund der Margensituation sowie Rabattaktionen in die roten Zahlen gerutscht sei. Wie es in den Vorjahren aussah, sagte Willmann nicht. Der Geschäftsführer räumte auch Managementfehler ein. M&M/mStore ist schon lange auf dem deutschen Markt aktiv: In diesem Jahr feiert die Kette ihren 25. Geburtstag. Dies wolle man nach Abschluss der Sanierung feiern.

Willmann betonte, dass Apple sowie die Distributoren über die Situation informiert seien und die Firma bei der Restrukturierung unterstützen wollten. Dazu gehört auch, dass das aktuelle Unternehmensgeflecht, bei dem es zahlreiche Unterfirmen gibt, vereinfacht wird. Willmann gab sich zuversichtlich, die Sanierung in einem halben Jahr zu stemmen. Man habe jetzt Insolvenz in vorläufiger Eigenverwaltung beantragt, um das kommende Weihnachtsgeschäft wie gewohnt mitnehmen zu können.

Online-Angebot von mStore.

Kündigungen seien zunächst nicht geplant, man suche für wichtige Positionen derzeit sogar Mitarbeiter, was auch innerhalb der Insolvenz in vorläufiger Eigenverwaltung gelte. Auch an den bisherigen Standorten werde festgehalten, Filialschließungen seien zunächst nicht angedacht. Trotzdem wolle M&M/mStore sich stärker auf sein Systemhauskonzept zurückbesinnen.

Auf Apples eigenes Retail-Store-Netz, das in Deutschland beständig ausgebaut wird, wollte der M&M-Geschäftsführer die Lage seiner Firma nicht schieben. Man habe natürlich an Standorten wie Hamburg und München anfangs gespürt, dass Apple nun vor Ort sei. "Wir haben aber auch Kunden zurückgeholt."

Ob M&M/mStore von einem größeren Unternehmen geschluckt wird, ließ Willmann offen. Man habe in den vergangenen Jahren immer wieder Gespräche geführt, die Firma aber selbständig halten wollen. Nun sei man aber natürlich offen für Diskussionen mit strategischen Partnern.

Die größte unabhängige Apple-Kette Gravis war Ende 2012 vom Mobilfunkanbieter Freenet übernommen worden. Mittlerweile verkauft diese auch Hardware von Samsung. Ein langjähriger Beobachter des deutschen Apple-Reseller-Marktes gab sich im Gespräch mit Mac & i pessimistisch: "Nach Frankreich und den Niederlanden bekommt jetzt auch Deutschland seine große Marktbereinigung." (bsc)