Explodierende Kosten für den geplanten Fusionsreaktor ITER

Der Bau des internationalen Reaktors in Südfrankreich wird über eine Milliarde Euro teurer werden und vielleicht 3 Jahre länger dauern als geplant.

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Von
  • Florian Rötzer

Es hat lange gedauert, bis die EU, China, Indien, Japan, Russland, Südkorea und die USA 2006 beschlossen, den Fusionstestreaktor ITER (International Thermonuclear Experimental Reactor) im südfranzösischen Cadarache zu bauen. Kein Wunder, es handelt sich auch um den bisher teuersten Reaktor, dessen Kosten für Bau und Betrieb auf 10 Milliarden Euro veranschlagt wurden. Die EU beteiligt sich daran zu 45 Prozent. Allein Deutschland ist mit mindestens einer halben Milliarde Euro an den Baukosten beteiligt.

Noch wurde gar nicht mit dem Bau des Reaktors begonnen, der auf 5 Milliarden Euro veranschlagt wurde. Wie die Zeitschrift Nature berichtet, wird dies aber bei weitem nicht reichen. Eine Gruppe von wissenschaftlichen Beratern werde den Geldgebern auf einem Treffen in Japan kommende Woche berichten, dass der Bau zwischen 1,2 und 1,6 Milliarden Euro teurer werden wird. Dazu kommt die schlechte Nachricht, dass mit einer Fertigstellung nicht bis 2016 gerechnet werden kann, sondern dies bis zu drei Jahre länger dauern kann.

Die ursprüngliche Kalkulation habe einige Details nicht berücksichtigt. So müssten weitere Magnete eingebaut werden, um eine kürzlich entdeckte Instabilität zu kontrollieren, und die Gebäude müssen erdbebensicher sein, was man auch nicht bedacht hatte. Ein endgültiges Budget soll nun bis November vorliegen. Dann wird über es entschieden. ITER-Mitarbeiter erklärten, so berichtet Nature, dass man das neue Budget nicht früher habe ausarbeiten können, weil die ITER-Organisation erst 2006 gegründet worden sei. Das neue Budget und der neue Zeitplan seien aber realisierbar.

Bei der Kernfusion wird Wasserstoff zu Helium verschmolzen. In einem magnetischen Käfig müssen dabei Temperaturen von 100 Millionen Grad Celsius erzeugt und der Brennstoff berührungslos in der Brennkammer eingeschlossen werden, wofür viel Energie benötigt wird. Damit das heiße Plasma nicht die Reaktorwände berühren und dadurch abkühlen kann, muss es durch starke Magnetfelder in der Schwebe gehalten werden.

Bei der Fusion von einem Gramm Wasserstoff soll so viel Energie freigesetzt werden wie bei der Verbrennung von acht Tonnen Erdöl. Zudem sind die Deuterium und Tritium als Ausgangsstoffe im Gegensatz etwa zum Uran reichlich und günstig vorhanden. Ob allerdings die Fusion tatsächlich zur Energieerzeugung genutzt werden kann oder doch beispielsweise mehr Energie benötigt, als damit erzeugt werden kann, ist noch nicht abzusehen. (fr)