35 Jahre Audio-CD: Untote leben länger

Die CD ist tot. Nein! Doch! Nein! Der Streit der Musikfans geht weiter und wieder einmal kann ein Geburtstag gefeiert werden.

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Von
  • Detlef Borchers

Heute vor 5 Jahren vergab die angesehene Ingenieursvereinigung IEEE einen ihrer Meilensteine an Philips' Gloeilampenfabrieken für die Demonstration der ersten Compact Disc (CD) vor nunmehr 35 Jahren am 8. März 1979. Konkurrent Sony ging leer aus: sein Entwurf einer CD wurde auf der AES-Tagung in Brüssel am 13. März 1979 vorgestellt. Beide Firmen taten sich zusammen, um die Audio-CD zu entwickeln.

Noch'n Geburtstag für eine Technologie, die längst im Sarg liegt? Die vermodert und zerfällt und damit Archivare zum Verzweifeln bringt? Die Audio-CD ist eigentlich Schnee von gestern in einer Zeit, in der die Musikindustrie erstmals mehr durch Downloads und Streaming-Angeboten verdient. Doch wir leben in Deutschland, wo man der CD die Treue hält, seitdem im Jahre 1982 die weltweit ersten Scheiben im Polygram-Werk in Hannover-Langenhagen "gepresst" wurden. Außerdem ist so ein Arbeitspferd ein unverwüstliches Tier für den Alltagseinsatz als Daten-CD. Da wundert es nicht, dass die Zahl verkaufter Rohlinge nach Angaben der gfu im ersten Quartal des Jahres 2013 zwar um knapp 5 Prozent zurückgegangen ist, aber mit 34 Millionen unverändert den Markt dominiert. Von den die CD ablösenden USB-Sticks wurden gerade einmal 3 Millionen verkauft.

Mit der Compact Disc (CD) wollte Philips den Erfolg seiner Compact Cassette wiederholen. 11,5 cm sollte der Durchmesser betragen und damit exakt der Diagonalen einer Cassette entsprechen. Nach den ersten Machbarkeitsdemonstrationen vor 35 Jahren schlossen sich Sony und Philips zu einer Entwicklungsgemeinschaft zusammen und das Format wurde korrigiert: Sonys Entwicklungschef und Vizepräsident Norio Ohga, der in Berlin am Konservatorium studiert hatte, gab einen kulturellen Maßstab vor, der die Mathematik aushebelte.

Beethovens Neunte Sinfonie sollte auf eine CD passen. Bei der Suche im Polygram-Archiv fand man, dass Wilhelm Furtwängler mit 74 Minuten bei den Bayreuther Festspielen im Jahr 1951 die bis dato längste Neunte Sinfonie vorgelegt hatte. "Es gibt nur ein Tempo und das ist das richtige", sagte Furtwängler, was in diesem Fall dazu führte, dass die CD mit einem Durchmesser von 12 cm im berühmten Red Book standardisiert wurde -- bei 11,5 cm hätten nur 66 Minuten auf eine CD gepasst. So seltsam dieser Aspekt heute erscheinen mag, so hatte er doch seine Logik. Es waren die Klassik-Liebhaber, dank derer sich die CD mit zunächst sündhaft teuren CD-Playern gegenüber der Schallplatte durchsetzen konnte. (jo)