Bundespräsident fordert ökologischen Umbau der Wirtschaft

Horst Köhler meinte zur Eröffnung der Hannover Messe, wer nun abwarte, verpasse die Chancen der Produkte und Märkte der Zukunft. Die Messe gebe mit dem Schwerpunktthema Energieeffizienz und erneuerbare Energien klare und richtige Orientierungen.

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  • dpa

Der Bundespräsident meint, in Deutschland ließen sich hunderttausende Arbeitsplätze schaffen, wenn die Technologien für das Querschnittsthema Energieeffizienz weiterentwickelt würden

(Bild: Deutsche Messe AG)

Bundespräsident Horst Köhler hat zur Eröffnung der Hannover Messe mitten in der schweren Konjunkturkrise einen ökologischen Umbau der Weltwirtschaft gefordert. Dadurch könnten Rohstoffe und Energie gespart und erneuerbare Energien vorangebracht werden, sagte Köhler am Sonntagabend. "Das alles werden wir am besten erreichen, wenn wir auch in der Weltwirtschaft konsequent marktwirtschaftliche Grundsätze verwirklichen und auf Verteilungsgerechtigkeit achten", meinte der Bundespräsident auf der Eröffnungsveranstaltung der Hannover Messe.

Auf der weltgrößten Industrieschau stellen vom heutigen Montag an bis einschließlich Freitag dieser Woche 6150 Unternehmen ihre Produkte aus. Damit sei in schwierigen Zeiten das hohe Niveau der Vorjahre erreicht worden, hatte der Vorstandschef der Deutschen Messe AG, Wolfram von Fritsch, vor einigen Tagen betont und von einer "robusten und starken" Hannover Messe gesprochen.

Der Bundespräsident wies nun erneut darauf hin, dass der Welthandel in diesem Jahr voraussichtlich so stark schrumpfen werde wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Dies treffe vor allem Exportländer wie Deutschland hart. Köhler warnte indirekt vor Massenentlassungen. Er forderte die Unternehmen auf, in der Krise die Chancen betrieblicher Bündnisse und Kurzarbeit zu nutzen, am besten verbunden mit Weiterbildung. "Wir wissen noch nicht, wann der Aufschwung kommt, aber er wird kommen, und dann werden die Unternehmen gut dastehen, die rasch wieder aufbauen können. Dafür sind sie auf Menschen angewiesen."

Vor allem der deutsche Maschinenbau, die Hauptbranche auf der Hannover Messe, ist nach Jahren des Booms voll von der Krise erwischt worden und verzeichnet einen historischen Auftragseinbruch. Es gebe aber keinen Grund, mutlos zu sein, sagte der Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, Manfred Wittenstein. Die Branche habe nach wie vor die allerbesten Voraussetzungen, auf ihren langfristigen Wachstumspfad zurückzukehren.

Köhler sagte mit Blick auf die Unternehmen, wer nun abwarte, verpasse die Chancen der Produkte und Märkte der Zukunft. Die Messe gebe mit dem Schwerpunktthema Energieeffizienz und erneuerbare Energien klare und richtige Orientierungen. Für Deutschland zeigten Studien, dass sich Hunderttausende Arbeitsplätze schaffen ließen, wenn die Technologien für das Querschnittsthema Energieeffizienz weiterentwickelt würden.

Zur Überwindung der Wirtschaftskrise sei eine weltweite Zusammenarbeit eine "unentbehrliche Voraussetzung". Mit Blick auf den G20-Gipfel in London sagte Köhler: "Wir müssen jetzt alle darauf achten, dass den vielen Absichtserklärungen überzeugende Taten folgen. Wir brauchen eine neue internationale Finanzmarktordnung, die der realen Wertschöpfung in den Betrieben dient, Respekt vor dem Sparer hat und dauerhaft Geldwertstabilität fördert." Europa solle Motor für den Welthandel sein. Trotz aller Bekenntnisse gingen offene und versteckte Handelsbeschränkungen weiter, kritisierte Köhler.

Deutschland solle sich das Ziel setzen, Zentrum zu werden für die "Weltprodukte der neuen Zeit". Deutschland habe innovative Unternehmen und eine hervorragende Forschungslandschaft, aber es hapere immer noch an einer optimalen Zusammenarbeit, mahnte Köhler.

Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel, zeigte sich davon überzeugt, dass Deutschland aus der Wirtschaftskrise stärker als zuvor hervorgehen wird. Das Wirtschaftsmodell der sozialen Marktwirtschaft müsse dabei "unser Kompass aus dieser Krise" bleiben, sagte Keitel am Sonntag in Hannover. Staatliche Kapitalbeteiligungen an Unternehmen lehnt der BDI ab.

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(dpa) / (jk)