iBeacon statt NFC: Apples Nahfunktechnik für iOS 7

Apples iBeacon-Dienst navigiert iOS-7-Nutzer durch Räume und schickt passende Informationen auf deren Geräte. Zusammen mit einem mobilen Bezahlsystem könnte die auf Bluetooth LE aufsetzende Technik nicht nur unser Einkaufsverhalten revolutionieren.

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Von
  • Christoph Dernbach
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Artikel aus Mac & i Heft 2/2014

So bescheiden wie bei iBeacon zeigt sich Apple selten, wenn es um eine vielversprechende Neuerung in seinem Mobilsystem iOS geht: Auf der Entwicklerkonferenz WWDC im Juni 2013 verlor Software-Chef Craig Federighi gerade mal zwei Sätze in seiner Keynote-Ansprache zu iOS 7 über diese innovative Bluetooth-Anwendung. Dabei hat iBeacon in Kombination mit einer möglichen Zahlungsfunktion im iPhone das Zeug, die Spielregeln im Einzelhandel, bei Restaurants oder im Kulturbetrieb signifikant zu verändern.

Die US-Version der App „Apple Store“ weist die Nutzer bereits auf die neuen iBeacon-Features hin.

(Bild: Apple)

In der Marke iBeacon ist das englische Wort „beacon“ enthalten. Es bedeutet Leuchtturm oder Signalfeuer. Apple hat bei seiner Namensgebung der Funktechnik nur das typische „i“ davorgestellt.

Über iBeacon können iOS-Nutzer auch innerhalb von Gebäuden lokalisiert werden, in die kein GPS-Ortungssignal dringt oder in denen es nicht die gewünschte Genauigkeit bietet. Damit ist es technisch nicht nur möglich zu erkennen, in welchem Geschäft sich ein Kunde gerade befindet, sondern auch in welcher Abteilung oder vor welchen Artikeln er die meiste Zeit verbringt.

Bislang konnte ein iPhone, ein iPad oder ein iPod touch seine Position nur über GPS oder die Auswertung der Signale von benachbarten WiFi-Stationen und Mobilfunkmasten bestimmen. Der Standard iBeacon hilft dabei, die Position eines iOS-Gerätes viel präziser zu ermitteln. Die Methode setzt auf Bluetooth LE (Low Energy, kurz BLE) auf, so dass eine Lokalisierung auf diesem Weg signifikant weniger Strom verbraucht als der ständige Empfang von GPS-Signalen.

Apple gehörte zu den Playern in der Branche, die mit ihren neuen Produkten schnell auf die erweiterten Möglichkeiten reagierten. Im Jahr 2011 kam das iPhone 4s mit Bluetooth 4.0 auf den Markt. Außerdem unterstützten damals der Mac mini und das MacBook Air als erste Computer den neuen Standard – mittler­weile trifft das auf die gesamte Produktpalette zu.

iBeacon kann man auch als die Antwort von Apple auf NFC (Near Field Communication) interpretieren. Viele Android-Smartphones der Oberklasse sind bereits mit NFC-Chips ausgestattet und werden in ersten Versuchen zum mobilen Bezahlen eingesetzt. Doch bislang hat sich die NFC-Technik bei den Verbrauchern nicht richtig durchgesetzt, auch weil die damit verbunden Konzepte nicht wirklich überzeugend waren. NFC eignet sich außerdem für eine Indoor-Navigation nicht besonders. BLE wiederum unterstützt Android auf Systemebene erst seit Version 4.3, die im letzten Sommer auf den Markt kam.

Damit eine iOS-App via iBeacons die präzise Position des Geräts ermitteln kann, muss ein entsprechender Bluetooth-Sender (Beacon) in der Nähe (bis zu 30 Meter) sein. Anders als von ­manchen Datenschützern vorschnell befürchtet, findet über den Beacon-Sender aber kein bidirektionaler Datenaustausch mit dem iOS-Gerät statt. Der Sender teilt der Umgebung nur ständig drei verschiedene Identifikationsnummern mit: Das ist zum einen die unverwechselbare UUID (Universally Unique Identifier), die beispielsweise eine Restaurant- oder Ladenkette bezeichnet, dann die Kennung „major“, die für eine bestimmte Filiale stehen kann, und schließlich die Kennung „minor“, mit der eine bestimmte Stelle im Laden markiert wird.

Die Beacon-Sender selbst empfangen also keine Daten. Sie bauen auch keine Bluetooth-Kopplung mit dem Smartphone oder dem Tablet der Kunden auf wie ein Headset, das sich mit einem iPhone verbindet. Beacons funken nur unbeirrbar ihre drei Nummern in die Luft.

Doch wie wird über iBeacons nun die Kommunikation zum Anwender hergestellt? Unter iOS 7 kann ein iPhone, iPad oder iPod touch mit eingeschalteter Bluetooth-Funktion zwar die Signale jedes Beacon-Senders empfangen. Doch erst eine iBeacon-taugliche App wertet die Kennungen aus und startet bei Bedarf passende Aktionen. Ohne diese vom Nutzer installierte App kann das iOS-Gerät mit den Beacons-Kennungen nichts anfangen. Sie kann dann eine Internet-Verbindung verwenden, um etwa aktuelle ­Sonderangebote in einer bestimmten Filiale auf dem Bildschirm darzustellen. Es gibt aber auch Nutzungsszenarien, die ohne eine aktive Internet-Verbindung auskommen.