Tatverdächtiger nach größtem Massen-Gentest verhaftet (Update)

Nach Deutschlands bisher größtem Massengentest und intensiver Rasterfahndung haben Beamte des Landeskriminalamtes Sachsen einen Tatverdächtigen festgenommen, der zwei Mädchen in den Jahren 2005 und 2006 missbraucht haben soll

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Von
  • Gordon Bolduan

Nach Deutschlands bisher größtem Massen-Gentest und intensiver Rasterfahndung haben Beamte des Landeskriminalamtes Sachsen einen Tatverdächtigen festgenommen, der in den Jahren 2005 und 2006 zwei Mädchen missbraucht haben soll. Das Amtsgericht Dresden hatte 2006 die DNA-Reihenanalyse genehmigt, nachdem an beiden Opfern fremdes Erbmaterial gefunden worden war. Wegen der Schwere der Verbrechen, die durch die DNA-Analyse bewiesene Verbindung und die erkennbaren Ortskenntnisse des Täters wollten die Ermittler zur genetischen Lupe greifen. Technology Review hatte in Ausgabe 09/06 über die Aktion berichtet und die grundlegenden biotechnischen Verfahren vorgestellt.

Der DNA-Massentest gilt als die bisher größte Untersuchung von männlichem Erbgut (DNA) in der deutschen Kriminalgeschichte. Mitte 2006 entnahmen Polizeibeamte in den Städten Hellerau und Coswig bei Dresden 14.222 Männern DNA-Proben. Allerdings führte nicht der Massen-Test zu dem jetzt Festgenommenen, sondern klassische Ermittlungsarbeit. Wie die Staatsanwaltschaft Dresden, das Landeskriminalamt Sachsen und Angehörige der Ermittlergruppe Heller am gestrigen Mittwoch bekannt gaben, hatten Ermittler den Tatverdächtigen am 21. Mai 2008 aufgesucht und ihn um eine DNA-Probe gebeten, weil der Mann zur Tatzeit in der Nähe der Tatorte gewohnt und einen PKW mit dem teilweise erkannten Nummernschild gefahren habe.

Die Untersuchung seiner DNA-Probe wies eine vollständige Übereinstimmung mit an den Opfern gefundenen Spuren nach. Seit vergangenem Mittwoch sitzt der 33 Jahre alte Mann als dringend Tatverdächtiger in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, im September 2005 und im Januar 2006 im Raum Dresden jeweils ein neun Jahre und ein elf Jahre altes Mädchen in ein Waldstück verschleppt und sie dort zu sexuellen Handlungen gezwungen zu haben. Nach ZDF-Angaben soll der Mann inzwischen geständig sein.

Der Massen-Gentest war vom Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar kritisiert worden. Der Datenschützer hatte Befürchtungen geäußert, die Behörden könnten massenhafte DNA-Analysen zum routinemäßigen Ermittlungsinstrument machen. Die Polizei hatte versichert, bei dem Test mit dem Landesdatenschutzbeauftragten zu kooperieren und die Proben unverzüglich zu vernichten. (gob)