Bezahl-Angebote im Netz: Deutsche Verleger warten ab

Die Printmedien verlieren an Auflage und Werbeeinnahmen - die Internetangebote bescheren den Verlagen noch nicht hinreichend Gewinne. Eine Lösung des Problems ist vorerst nicht in Sicht, deutsche Verleger sehen einen Vorstoß aus den USA eher skeptisch.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 24 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • dpa

Die Printmedien verlieren an Auflage und Werbeeinnahmen – die Internetangebote bescheren noch nicht hinreichend Gewinne. Eine Lösung des Problems ist vorerst nicht in Sicht, doch eine Anregung kommt aus den USA: Dort wollen Verleger und Geschäftsleute über das Portal Journalism Online hochwertige journalistische Produkte großer Anbieter im Internet gegen Bezahlung anbieten.

Deutsche Verleger reagieren weitgehend zurückhaltend auf solch ein Geschäftsmodell, wie eine dpa-Umfrage ergab. Mehrere Unternehmen wollten sich überhaupt nicht äußern. Der Kölner Verlag DuMont Schauberg, zu dem unter anderem der Kölner Stadt-Anzeiger, die Berliner Zeitung und die Frankfurter Rundschau gehören, plant zwar keinen isolierten Vorstoß, sollte es aber einen Branchenkonsens in dieser Richtung geben, könnte man sich das durchaus vorstellen, sagte Verleger Konstantin Neven DuMont.

Der Hamburger Verlag Gruner+Jahr, zu dem unter anderem das Magazin-Flaggschiff Stern zählt, ist sich laut Vorstandschef Bernd Buchholz bewusst, dass das Internet-Geschäft der Verlage nicht allein auf der Finanzierungssäule Werbung beruhen kann. "Für Bezahlinhalte müssen zunächst einfache technische Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Nutzer darauf eingehen", sagte Buchholz bei der Bilanz-Pressekonferenz. Man müsse "mit einem Klick für wenige Cent" einen Artikel lesen können. An dieser Position hat sich nach Angaben eines Verlagssprechers nichts geändert. Der G+J-Chef plädiert außerdem dafür, Urheberrechte im Internet besser zu schützen.

Die Axel Springer AG geht nicht davon aus, dass es möglich ist, die im Internet gelernte "Kostenlos-Kultur" in eine "Bezahl-Kultur" zu verwandeln. Vorstandschef Mathias Döpfner im dpa-Interview: "Die große Trendwende hin zu Bezahlmodellen halte ich für unwahrscheinlich. Für spezialisierte Angebote jedoch kann das gelingen." Das Verlagshaus verfolgt derzeit andere Modelle. So bietet das Portal Bild.de neuerdings den Dienst Facebook Connect an, über den sich Nutzer des Netzwerks Facebook mit ihren dortigen Zugangsdaten auf Bild.de einloggen können, um Kommentare zu schreiben, im Forum zu diskutieren oder Bilder und Videos hochzuladen.

Nach Ansicht von Spiegel-Verlagsleiter Fried von Bismarck müssen die Verlage endlich ein Modell finden, mit dem sie gerechte Erlöse für ihre journalistische Arbeit erwirtschaften können. Das könnte irgendwo zwischen "Paid Content", einer Inhalte-Flatrate und einem GEMA-Modell angesiedelt sein, sagte er bei einer Diskussion der dpa-Tochter News Aktuell.

Bei der Financial Times Deutschland hat man nach Aussage von Anton Notz, Leiter Electronic Media der Gruner+Jahr- Wirtschaftsmedien, relativ lange an "Paid Content" festgehalten. Doch als selbst große internationale Websites ihre Inhalte zum Nulltarif anboten, habe auch die Wirtschaftszeitung ihre Strategie angepasst. "Das Gesetz des Marktes lautet: Über das Reichweitenwachstum ist mit Werbung definitiv mehr Geld zu verdienen als mit Paid Content. Dem kann man sich – zumindest als deutschsprachiges Online-Medium – kaum entziehen." Allerdings seien bei der Financial Times Deutschland Artikel, die älter als sechs Monate sind, nach wie vor kostenpflichtig oder bleiben Abonnenten vorbehalten.

Ein Schulterschluss der großen Verlage gegen die "Kostenlos-Kultur" im Netz scheint nicht in Sicht. Der Burda-Verlag (Bunte, Focus) teilte mit, er habe keine Pläne, Bezahlangebote im Netz einzuführen. Neue Ideen sind jedoch gefragt, denn Philipp Welte, Vorstand von Burda Media, rechnete zu Beginn dieser Woche vor, der Werbemarkt werde in diesem Jahr um sechs Prozent schrumpfen. Die Branche erlebe ein "finsteres Jahr".

Siehe dazu auch:

(dpa) / (jk)