Medikamente von Ziegen, Kühen und Hühnern

Biotech-Medikamente sind teuer und aufwendig zu produzieren. Jetzt können Wirkstoffe einfacher und billiger mittels genmanipulierter Tiere gewonnen werden, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 7/2008.

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Biotech-Medikamente sind teuer und aufwendig zu produzieren. Jetzt können Wirkstoffe einfacher und billiger mittels genmanipulierter Tiere gewonnen werden, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 07/08 (seit dem 19.6. am Kiosk oder portokostenfrei online zu bestellen).

Seit diesem Mai wird in Deutschland mit ATtryn das erste Medikament verkauft, das von gentechnisch veränderten Säugetieren produziert wurde. Es stammt von Ziegen auf einer Farm des US-Unternehmens GTC Biotherapeutics. Das Erbgut der Tiere wurde mit einem menschlichen Gen so manipuliert, dass ihre Milch das Blutverdünnungsmittel Antithrombin enthält. Jeder Liter Milch enthält zehn Gramm des Stoffes, der bislang aufwendig aus gespendetem Blut gewonnen werden musste. Außerdem bereitet GTC Medikamente gegen Lungenkrankheiten, Blutkrebs und die Bluterkrankheit aus Ziegen-Milch vor.

Während die GTC-Tiere jeweils nur ein menschliches Gen im Erbgut tragen, haben Forscher beim Konkurrenten Hematech bei einem Kalb das gesamte Erbgut für die Rinder-Immunsystem entfernt und durch menschliche Gene ersetzt. Spritzt man der jungen Kuh menschliche Krankheitserreger, soll sie in ihrer Abwehrreaktion menschliche Antikörper dagegen bilden, die man dann Patienten verabreichen könnte. Noch steht nicht fest, ob der weitreichende Eingriff wirklich funktioniert hat. Hematech geht aber davon aus, dass die Produktion von Antikörpern in Rindern in etwa einem Jahr möglich sein wird. Ähnliche Versuche gibt es mit Hühnern, bei denen die Wirkstoffe dann im Ei zu finden sein sollen.

Bislang musste für jedes Biotech-Präparat eine eigene Zellkultur-Fabrik gebaut werden, was bis zu 500 Millionen Dollar kostet. Mit der günstigeren Produktion von Wirkstoffen in Tieren könnten jetzt viele bisher kommerziell nicht realisierbare Medikamente hergestellt werden. Zudem wird auch die Produktion von so genannten Biosimilars, billigeren Nachbauten von Biotech-Originalpräparate, möglich. (wst)