Neue Aufgaben für Bitcoin-Technik

Selbst wenn Bitcoin als Währung scheitern sollte – die Software dahinter ermöglicht attraktive neue Anwendungen.

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Als Währungsersatz kommt der Bitcoin zunehmend unter Beschuss. Aber er beruht auf einer gut funktionierenden und effizienten Technik, die viele Anwendungen jenseits der reinen Zahlfunktion möglich macht. Das berichtet das Magazin Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 4/2014 (jetzt am Kiosk oder hier zu bestellen).

Das "Block Chain Protocol“ des Bitcoin basiert auf eingehend erforschten und etablierten Kryptografie-Standards, die mit absoluter Sicherheit verraten, welche Transaktionen wann vorgenommen wurden. Welche neuen Einsatzmöglichkeiten sich darauf aufbauen lassen, zeigen andere Kryptowährungen: Namecoin zum Beispiel ist ein System für die Registrierung und den Austausch von Domain-Namen. Dabei enthalten die Coins selbst Informationen über die Rechte an den Domain-Namen.

Bitmessage wiederum ist eine von Bitcoin inspirierte Messaging-Plattform, die anonyme (oder zumindest pseudonyme) Kommunikation ermöglicht. Was Namecoin und Bitmessage gemeinsam haben: Transaktionen lassen sich mit Daten anreichern, sodass bei einem Geschäft nicht nur virtuelles Geld ausgetauscht wird, sondern auch Information.

Ein weiteres Beispiel ist digitale Kunst. Analyst Larry Smith von der Beratungsfirma Thematix geht davon aus, dass Kryptowährungen viele Anwendungen in Wirtschaft wie Kultur finden werden – etwa, um digitale Werke eindeutig identifizierbar zu machen und sie so mit einem monetären Wert zu verknüpfen. Dann könnte ein Käufer ein digitales Kunstwerk zufrieden betrachten – im sicheren Wissen, dass es niemand anderem als ihm gehören kann.

Auch für die Online-Werbung hat Smith ein Szenario: Angenommen, eine Marke wie Dunkin’ Donuts will ein Kundenbindungsprogramm auflegen. Dazu schafft sie eine eigene Währung – DunkinDollars. Wer dann bei einer Werbekampagne auf Anzeigen klickt, bekommt als Belohnung ein paar virtuelle Münzen. Die kleinen Beträge ließen sich, anders als echtes Geld, ohne viel Aufwand auszahlen. Damit wären die Kunden wirklich eng an eine Marke gebunden.

Ein Unternehmen, das Werbung mit Währung verbinden will, ist Cashcloud mit Sitz in Luxemburg. Es bietet einen Dienst an, mit dem Nutzer bargeldlos zahlen können. Klickt der Cashcloud-Kunde auf eine Anzeige, erhält er digitale Rabattmarken, die er beim Werbetreibenden einlösen kann, so Geschäftsführer Olaf Taupitz. Und Cashcloud bekommt eine Provision.

Die Methode könnte aber auch unabhängig von derartigen Plattformen funktionieren. Denn die Mining-Software für Kryptowährungen läuft auch im Browser. Ein Werbetreibender könnte seine Anzeigen also als Software ausliefern. Wer eine Anzeige aufruft, wird damit Teil eines Clusters aus Millionen von Einzelrechnern – und verdient sich seine Belohnung praktisch selbst. (grh)