Fire TV: Amazon präsentiert eigenen Wohnzimmer-Player

Bei einer Presseveranstaltung in New York hat Amazon eine eigene Wohnzimmer-Box als Konkurrenz zum Apple TV, Google Chromecast und den in den USA verbreiteten Geräten von Roku vorgestellt. Neben Videos und Musik kann man darauf auch Spiele spielen.

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Von
  • Volker Zota
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Im Wohnzimmer-Setting des Milk in New York hat Amazon die Settop-Box "Fire TV" für seinen Videodienst Instant Video vorgestellt, eine kompakte Settop-Box (11,5 × cm 11,5 cm × 1,7 cm) für 99 US-Dollar. Darin stecken ein Quad-Core-ARM-Prozessor (Qualcomm Krait 300, bis 1,7 GHz) nebst dediziertem Grafikchip (Qualcomm Adreno 320), 2 GByte RAM, 8 GByte Flash und MIMO-WLAN. Fire TV soll dreimal leistungsfähiger sein als die Konkurrenzgeräte Apple TV oder Googles Chromecast und einen uneingeschränkten Videogenuss gestatten. Fire TV spielt laut Amazon Videos bis zu einer Auflösung von 1080p ab und unterstützt Dolby Digital Plus mit bis zu 7.1-Surround-Sound.

Amazons Peter Limp kritisierte bei der Präsentation das Apple TV und den Streaming-Player von Roku, eine der großen Marken in den USA, für deren umständliche Bedienung (vor allem bei der Suche), das erst nach einer gewissen Pufferzeit startende Streaming sowie Apples geschlossenes System, das es nicht gestatte, Amazon Instant Video direkt zu nutzen.

Das Fire TV wird über eine kleine Fernbedienung mit sieben Tasten und einem Steuerkreuz gesteuert. Es ist allerdings auch möglich, Sprachbefehle in die Fernbedienung einzusprechen und so etwa nach einem Film oder einer Sendung zu suchen. Man muss also nicht durch das Wohnzimmer brüllen, damit einen die am Fernseher angeschlossene Box versteht.

"ASAP" (Advanced Streaming and Prediction) soll für kürzere Wartezeiten vor dem Videostreaming sorgen, indem es anhand der Sehgewohnheiten lernt, welche Inhalte man gerne sieht und diese bereits vorhalten.

Amazon Fire TV (5 Bilder)

Die Bedienoberfläche des Fire TV

Auf dem Fire TV laufen neben Amazons eigenen Angeboten Dienste weiterer Anbieter wie Hulu, Netflix, Vimeo et cetera. Bei Verwendung von Instant Video liefert die zum Beispiel auf dem Fire HDX laufende Second-Screen-App "X-Ray" Zusatzinformationen zum laufenden Video oder zu den Schauspielern. Läuft Musik, kann die App die Songtexte zum Mitsingen synchron anzeigen. Momentan fehlen die Musikdienste allerdings noch. Ab Mai sollen allerdings in den USA unter anderem Pandora, TuneIn und die bei Amazon gekaufte Musik hinzukommen.

Fotos zeigt die Box ebenfalls an; ist Amazons Cloud Drive auf dem Smartphone installiert, werden damit geschossene Bilder automatisch hochgeladen und auf dem Fire TV angezeigt. Für Kleinkinder zwischen 3 und 8 Jahren hat Amazon "FreeTime" eingerichtet, eine eigens für sie zugeschnittene Spielecke. Eltern können Nutzungszeiten und -dauer festlegen sowie für die Kinder geeignete Inhalte auf eine Whitelist setzen.

Während man bei Apple schon einige Zeit über Spiele für das Apple TV spekuliert, macht Amazon Nägel mit Köpfen: Auf dem Fire TV kann man wie beim Kindle Fire Android-Spiele spielen – mit Disney, EA, Gameloft, Sega, Telltalegames und Ubisoft sind namhafte Spieleanbieter mit an Bord, ab Mai soll es tausende Spiele für die Box geben. Gesteuert werden diese über die mitgelieferte Fernbedienung, eine App oder einen dedizierten Fire Game Controller, den es für 40 US-Dollar geben soll.

Das Design des Controllers erinnert übrigens verblüffend an den des Game-Streaming-Anbieters OnLive, hat aber anscheinend vertauschte Sticks. Für kleinere Anbieter von Android-Spielkonsolen wie Ouya wird mit dem Einstieg von Amazon in diesen Bereich die Luft sehr dünn.

Die Box ist in den USA ab sofort für 99 US-Dollar erhältlich. Wann Fire TV in Deutschland verfügt sein wird, ist noch unklar; vermutlich vergehen bis dahin aber noch einige Wochen bis Monate.

Bei der Präsentation und auf der Webseite erwähnt Amazon mit keiner Silbe, ob es möglich ist, lokale Dateien wiederzugeben – etwa mittels UPnP AV (DLNA) –, oder ob alles nur über Cloud-Dienste funktioniert. (vza)