Teurer Personalabbau zieht Telekom Austria in Verlustzone

RĂĽckstellungen fĂĽr die Freistellung unkĂĽndbarer Beamter werden der Telekom Austria einen Jahresverlust bescheren. Das dritte Quartal verlief im Wesentlichen positiv.

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Da die Österreicher seit Jahren in Scharen ihre Festnetzanschlüsse kündigen, sieht sich die Telekom Austria (TA) zu einem deutlichen Personalabbau in der Festnetzsparte veranlasst. 1250 unkündbare Beamte sollen im Laufe des Jahres 2009 auf Dauer vom Dienst freigestellt werden. Sie erhalten weiterhin ihre Bezüge mit Ausnahme der Zulagen, die bis etwa 20 Prozent ihres Gesamtgehalts ausmachen. Alternativ können sie auch ein individuelles "Golden Handshake"-Angebot annehmen und gegen eine einmalige Abfindung von sich aus kündigen. Eine weitere Möglichkeit ist eine Karenzierung ohne Bezüge aber mit Rückkehrgarantie. Das TA-Management erwartet, dass insgesamt rund 400 Mitarbeiter eine der beiden letzteren Offerten annehmen werden, davon 250 noch in diesem Jahr. An dem Plan, für 2008 eine Dividende von mindestens 75 Cent je berechtigter Aktie auszuschütten, wird nicht gerüttelt.

Für den Personalabbau muss die TA Rückstellungen in Höhe von 630 Millionen Euro bilden, davon 60 Millionen Euro für die "Golden Handshakes". Die übrigen 570 Millionen sind die Summe jener Bezüge, die die freigestellten Mitarbeiter voraussichtlich bis zum Antritt des Ruhestandes erhalten werden. Die Rückstellungen werden im laufenden vierten Quartal bilanzwirksam und dem Gesamtkonzern für 2008 einen "geringen Nettoverlust" bescheren. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) wird um etwa 30 Prozent zurückgehen, das Betriebsergebnis um rund 85 Prozent. Dafür werden die finanziellen Resultate in den Folgejahren schöner aussehen. Durch geringere Personalkosten sowie reduzierte personenbezogene Aufwendungen wie Zulagen, Überstunden-, Reise- und Schulungskosten soll das EBITDA 2009 um rund 35 Millionen Euro höher ausfallen.

Die am heutigen Mittwoch veröffentlichten Zahlen für das dritte Quartal sehen freundlich aus. Der Konzernumsatz ist um vier Prozent auf 1,328 Milliarden Euro gewachsen, was vor allem auf die Konsolidierung der im November 2007 übernommenen weisrussischen Velcom (MTC) zurückzuführen ist. Dank Velcom sowie gestiegener Profitabilität der Mobilkom Austria ist auch das EBITDA gestiegen (plus 3,6 Prozent auf 540 Millionen). Die Finanzierung der Velcom-Übernahme führt jedoch zu höheren Zinsaufwendungen, die das Nettoergebnis drücken. Es ist um 6,2 Prozent auf 163 Millionen Euro gesunken.

Im österreichischen Festnetz der TA wurde das zweite Quartal in Folge weniger als eine Milliarde Minuten telefoniert (minus 11,7 Prozent auf 914,4 Millionen). Der Umsatz schrumpfte um 8,2 Prozent auf 497 Millionen Euro, das EBITDA fiel um 11,3 Prozent auf 166 Millionen Euro. Die Festnetzsparte hatte Ende September noch 9337 Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente), knapp 400 weniger als ein Jahr zuvor.

Weiter aufwärts geht es in der Mobilfunksparte, die zum Stichtag 8368 vollzeitäquivalente Mitarbeiter beschäftigte. Umsatz (896 Millionen) und EBITDA (379 Millionen) sind jeweils um gut elf Prozent höher ausgefallen, was wiederum auf die Konsolidierung der Velcom zurückzuführen ist. Alle Mobilfunkgesellschaften des Konzerns konnten im dritten Quartal ihren Kundenstock vergrößern, über die Mobilkom Liechtenstein liegen allerdings keine Angaben vor. (Daniel AJ Sokolov) / (pmz)