Analyse: Google investiert langfristig

Trotz Rekordgewinns im ersten Quartal ist die Google-Aktie gefallen. Die großen Investoren hatten noch Bessereres erwartet. Und sie wollen lieber jetzt mehr, als später.

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Googles Finanzzahlen für das erste Quartal zeigen ein stark wachsendes, profitables Unternehmen mit fast 50.000 Mitarbeitern. In den 90 Tagen ist ein Reingewinn von 3,452 Milliarden US-Dollar zusammengekommen. Ein Rekordwert für den Datenkonzern. Umgesetzt hat er 15,42 Milliarden. Das ist etwas weniger als in der jüngsten “Konsumsaison”, dem vierten Quartal 2013, aber 19 Prozent mehr, als vor einem Jahr. Diesmal ist es “nur” der zweithöchste Quartalsumsatz der Firmengeschichte geworden.

Im nachbörslichen Handel nach Bekanntgabe der Zahlen gaben die Google-Aktien gut drei Prozent nach. Die Investoren am Börsenparkett hatten einen noch höheren Umsatzzuwachs, ein noch stärkeres Wachstum bei den Klicks auf Werbung und einen geringfügig besseren Durchschnittspreis für diese Werbeklicks erwartet.

Tatsächlich hätte Google in dem Quartal mehr Profit machen können. Die Übernahmen von Nest Lab und DeepMind haben nicht bloß den Kaufpreis von 3,2 Milliarden US-Dollar beziehungsweise eine geschätzte halbe Milliarde gekostet. Dazu kamen noch erhebliche Nebenkosten für Anwälte und juristisches Beiwerk. Auch die Investitionen in langfristige Anlagegüter waren höher, als unbedingt erforderlich. Google investiert hier vor allem in Datencenter sowie Produktionsanlagen und kauft Immobilien.

Googles Finanzchef Patrick Pichette versucht, den Finanzanalysten Googles langfristige Planung verständlich zu machen.

(Bild: Google)

Im Unterschied zu so manchem Aktionär denken die Google-Manager langfristig. In einer Telefonkonferenz mit Finanzanalysten am Mittwochabend betonten sie das mehrfach. “Wir investieren weiterhin langfristig, und unsere Infrastruktur bleibt ein zentrales strategisches Gebiet für uns”, sagte Finanzchef Patrick Pichette.

Carlos Kirjner von der Finanzanalysefirma Sanford C. Bernstein wollte wissen, warum die Ausgaben für langfristige Anlagegüter in den letzten zwölf Monaten deutlich höher ausgefallen sind, als früher. Daraufhin verdeutliche Pichette seine Haltung am Beispiel der Datencenter. Es sei für das Unternehmen ein wichtiger strategische Wert, aktuell nicht benötigte Datencenter im Standby zu haben. Das ermögliche Wachstum. “Sollten wir einen deutlichen Anstieg der Nachfrage (...), nicht aber die Kapazitäten haben, wäre das ein echtes strategisches Problem für uns.“ Im Vergleich dazu seien die Kosten für die zusätzliche Infrastruktur niedrig.

Robert Peck von SunTrust Robinson Humphrey erwähnte, dass seine Geldgeber häufig nach Googles Kapitalrendite fragten. Pichette meinte dazu, dass Google sehr wohl auf die Effizienz des Kapitaleinsatzes achte. Bestimmte Segmente, etwa Google Fiber, seien wesensbedingt kapitalintensiver als andere, wie zum Beispiel YouTube. Entscheidend sei die Mischung aus entwickelten Produkten, neuen Angeboten und “viel mehr Forschung und Entwicklung und Innovationen.”

Im jüngsten Quartal hat Google mehr als 2,1 Milliarden US-Dollar für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Das ist gut eine halbe Milliarde mehr, als vor einem Jahr. Zum Teil ist dieser Anstieg auf die Übernahmen von Nest Lab und DeepMind zurückzuführen. Unterm Strich floss jeder siebte umgesetzte US-Dollar in Forschung und Entwicklung. Auch das zeigt den langfristigen Aspekt des Mitteleinsatzes.

Zum Vergleich mag IBM dienen, das ebenfalls am Mittwochabend seine Quartalszahlen veröffentlicht hat. IBM hat mit 22,5 Milliarden US-Dollar knapp die Hälfte mehr umgesetzt, als Google. Davon flossen 1,5 Milliarden in Forschung und Entwicklung. Der Anteil am Umsatz war mit sieben Prozent also nur halb so hoch wie bei Google. (ds)