Kommentar: Apple-Notebooks endlich billig(er)

Einen neuen tragbaren Apple-Rechner für 900 Dollar gab es bislang noch nie. Entsprechend bedeutsam ist die gestrige Veröffentlichung des überarbeiteten MacBook Air – auch wenn der Hersteller sie selbst nicht an die große Glocke hängt.

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Ein Kommentar von Ben Schwan

Mac & i-Redakteur Ben Schwan schreibt seit 1994 über Technikthemen und richtet sein Augenmerk mittlerweile insbesondere auf Apple-Geräte. Er mag das Design von Mac, iPhone und iPad und glaubt, dass Apple nicht selten die benutzerfreundlicheren Produkte abliefert. Immer perfekt ist die Hard- und Software-Welt aus Cupertino für ihn aber nicht.

Apples jüngste Portable fielen am Dienstag gleichsam vom Himmel. Zwischen 10 und 11 Uhr mitteleuropäischer Zeit tauchten vier neue MacBook-Air-Modelle in den Apple Online Stores dieser Welt auf, ohne dass es irgendeine Ankündigung von der Apfel-Firma gegeben hätte – nur vereinzelte Gerüchte waren einige Tage zuvor durchs Netz gegeistert. Gegen 14 Uhr 30 folgte dann noch eine knappe Pressemitteilung aus Cupertino – fertig war der Produktstart.

Auf den ersten Blick war diese wenig aufregende Vorstellung auch berechtigt. Die Hardware wurde schließlich nur ganz zart angefasst. Schlappe 0,1 GHz schneller sind die i5-Haswell-Chips von Intel in den Flach-Notebooks nun standardmäßig, die Grafikkartenausstattung hat sich nicht verändert. Zweiter technischer Pluspunkt ist die gestiegene Batterielaufzeit. So kann das 11-Zoll-Modell laut Apples Angaben (die üblicherweise relativ verlässlich sind) neun statt acht Stunden lang iTunes-Filme wiedergeben, beim 13-Zoll-Modell sind es zwölf statt zehn Stunden.

Trotzdem ist die neue MacBook-Air-Generation für Apple geradezu revolutionär. Der Grund ist ein finanzieller: Der Konzern verbilligte alle vier Standardmodelle um jeweils 100 Dollar beziehungsweise 100 Euro. Was nach nicht viel klingt, führt dazu, dass es das 11-Zoll-Modell nun bereits für knapp 900 Euro beziehungsweise 900 US-Dollar gibt – bei Resellern wohl demnächst sogar noch für ein paar (kleine) Taler weniger. Damit ist das aktuelle MacBook Air am Dollar-Preis zum Verkaufsstart gemessen der bislang billigste portable Mac aller Zeiten.

Die Bestätigung dafür hatte Apple indirekt in seine Pressemitteilung gepackt. "Mit dem MacBook Air verfügbar ab 899 Euro gibt es keinen Grund, sich mit weniger als einem Mac zufrieden zu geben", ließ sich Marketingchef Phil Schiller fröhlich zitieren.

Guter Preis für einen Mac: Apples neue Portables sind verlockend – auch wenn man im PC-Markt natürlich weiterhin günstiger wegkommt.

(Bild: Screenshot Apple Online Store)

In der Geschichte der mobilen Macs (und auch der des MacBook Air selbst) gab es bislang nichts Vergleichbares, wie die Kollegen von AppleInsider hübsch bebildert zusammenfassen. Beim PowerBook mit seiner langen Historie ging es vor mittlerweile 21 Jahren mit minimal 1150 US-Dollar los. iBooks, eigentlich typische Einsteigermaschinen, konnte man erst ab 2002 für genau 1000 Dollar erstehen, zuvor waren sie immer teurer. Beim PowerBook-Nachfolger MacBook kam Apple erst 2009 wieder an diese Marke heran.

Auch wenn sich daran heute nicht mehr viele Beobachter erinnern: Auch das MacBook Air war einmal ein teures Vergnügen. Die erste Generation aus dem Jahr 2008 mit seinem für damalige Verhältnisse faszinierend dünnen Gehäuse verkaufte Cupertino für sage und schreibe 1700 Euro. mit einem schwächlichen Core-2-Duo und einer lahmen 1,8-Zoll-Festplatte mit 80 GByte. alternativ gab's auch ein Flash-Modul mit 64 GByte für – halten Sie sich fest – 900 Euro extra.

Entsprechend kann man Apple also nur beglückwünschen, diese Preismarke erreicht zu haben. Für hartgesottene PC-Käufer, die Notebooks schon lange bereits für deutlich weniger Geld kaufen können, ändert sich natürlich nichts.

P.S.: Wer sich für ein vollausgestattes iPad Air mit LTE und 128 GByte interessiert, zahlt nun fast so viel wie für ein MacBook Air.

[Update 30.04.14 14:35 Uhr:] Ein aufmerksamer Leser hat uns darauf hingewiesen, dass Apple bereits Ende 2009 das weiße Unibody-MacBook mit 2,26 GHz für 900 Euro im Angebot hatte. Der Grund für diesen günstigen Preis war dereinst aber der hohe Eurokurs, der im November dieses Jahres die Marke von 1,50 Dollar überschritt. In den USA zahlte man für die Maschine 1000 Dollar. Aktuell setzt Apple wieder auf Preisparität. (bsc)