Wann kommt die elektronische Gesundheitskarte? 2011, 2012, 2013 ... nie?

Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, besteht auf einem großangelegten Test mit mindestens 100.000 Teilnehmern, bevor die elektronische Gesundheitskarte mit zumindest rudimentären Funktionen eingeführt wird - und das dürfte dauern.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Eigentlich sollte der Bundesbürger schon seit Jahren von den Vorzügen des "wichtigsten deutschen IT-Projekts" profitieren: Im sogenannten Gesundheitsmodernisierungsgesetz, das 2004 in Kraft trat, war festgeschrieben worden, dass die Krankenversicherungskarte zum 1. Januar 2006 von der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) abgelöst wird. Einfacher, schneller, günstiger und vor allem sicherer sollte alles werden. Wie die milliardenteure Welt des digitalen Gesundheitswesens aussehen könnte, veranschaulicht weiterhin die Behörden-Website von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt. Doch inzwischen stellt sich nicht mehr nur die Frage, wann die elektronische Gesundheitskarte kommt – sondern ob das Telematik-Projekt überhaupt jemals in der vorgesehenen Form umgesetzt wird.

Folgt man dem Präsidenten der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, kann die neue Karte weder in diesem noch im nächsten Jahr flächendeckend in Deutschland ausgegeben werden. In der offiziellen Startregion Nordrhein hätten Arztpraxen ihre eGK-Vorbereitungen im Rahmen einer "Denkpause" gestoppt, erklärte Hoppe laut WAZ am Donnerstagabend in Berlin. Hoppe, der auch Präsident der Ärztekammer Nordrhein ist, betonte, dass die Ärzte das Projekt nicht völlig blockieren wollten, jedoch müsse es zunächst einen großangelegten Test mit mindestens 100.000 Teilnehmern geben, um zumindest die Sicherheit der Datenübertragung zu gewährleisten – und das werde mindestens ein Jahr dauern. Pläne des Bundesgesundheitsministerium, einen solchen 100.000er-Test im Rahmen der eGK-Einführung zu organisieren, werde man "bekämpfen", verdeutlichte Hoppe.

Auch der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) ist die gegenwärtige Sachlage klar: Vor Jahresende macht die Ausgabe der elektronischen Gesundheitskarte an die Versicherten "gar keinen Sinn", verdeutlicht der Telematik-Vorstand der KZBV, Günther E. Buchholz. Die Heilberufe seien noch "gar nicht auf die Verarbeitung der eGK eingestellt" und selbst in der Startregion Nordrhein fehlten noch die Voraussetzungen für den Betrieb. "Wenn man die Ernte schon einfahren will, bevor man das Korn gesät hat, dann kann das nicht funktionieren", konstatiert Buchholz bildhaft. "Wir brauchen für den weiteren Projektverlauf ein zielgerichtetes Verfahren, das auch die Bedürfnisse der Ärzte und Zahnärzte berücksichtigt. Die Projektplanung muss angepasst werden."

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(pmz)