Virusangriff auf Pentagon-Rechner soll von Russland ausgegangen sein

Beeinträchtigt sind vor allem Computer des Central Command.

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Von
  • Florian Rötzer

Vor einigen Tagen hat das Pentagon die Benutzung von USB-Sticks, CDs, Flash-Media-Karten, Floppys und anderen mobilen Datenträgern an allen Computern des Verteidigungsministeriums verboten, um die weitere Verbreitung des Virus agent.btz zu verhindern. Jetzt vermutet man im Pentagon, dass der Virus, der besonders Computer des Central Command, zuständig auch für die Einsätze in Afghanistan und im Irak, betroffen habe, eine speziell für den Angriff auf militärische Netzwerke angefertigte Variante sei.

Im Pentagon nimmt man offenbar, wie die Los Angeles Times berichtet, den Virenangriff sehr ernst. Navy-General Michael Mullen, Vorsitzender der Joint Chiefs of Staff, hat sogar in dieser Woche neben Verteidigungsminister Gates auch US-Präsident Bush darüber informiert, weil angeblich die Sorge besteht, dass die nationale Sicherheit bedroht sein könnte. Vermutet wird, dass der Virus aus Russland kommen könnte. Die Spannung zwischen Russland und den USA nimmt weiter zu und hat nach dem Georgien-Konflikt, den Versuchen der USA, Georgien und die Ukraine möglichst umgehend in die Nato aufzunehmen, der Annäherung Moskaus an lateinamerikanische Länder, insbesondere an Kuba und Venezuela, einen neuen Höhepunkt erreicht.

Ob die Informanten der Los Angeles Times in gewohnter Weise nur das an die Medien weitergeben, was sie aus eigenen Interessen des Pentagon oder der Regierung gerne veröffentlicht sehen wollten, oder ob der Fingerzeig auf Russland tatsächlich begründet ist, bleibt allerdings derzeit unklar. Schließlich heißt es weiter, dass man bislang weder die Quelle noch das Motiv des Angriffs eruiert habe und man auch nicht wisse, ob der Virus durch einen Hacker oder mit Unterstützung der russischen Regierung entwickelt worden sei. Man wisse auch nicht, ob speziell die Computer in Afghanistan und im Irak das Angriffsziel gewesen seien.

Die Informanten aus dem Pentagon haben der Zeitung auch sonst keine Einzelheiten über das Ausmaß und die Schäden des Virusangriffs berichtet. Sie heben aber hervor, dass dieser auf die Gefahren und die Bedeutung des Cyberkriegs hinweise, mit dem sich möglicherweise auch ein ansonsten militärisch überlegener Gegner besiegen lassen könne. Seit Langem warnt das Pentagon vor einem digitalen Pearl Harbor und vor Cyberangriffen, vor allem aus China und Russland. Die DDoS-Angriffe auf Estland sollen von Russland ausgegangen sein, allerdings wurde widerlegt, dass die russische Regierung dahinter gestanden hat, wie vor allem Estland behauptet hatte. Pentagon-Mitarbeiter gehen auch davon aus, dass Angriffe auf georgische Netzwerke zu Beginn der Kämpfe zwischen russischen und georgischen Soldaten von Russland ausgegangen sein könnten. In beiden Fällen hat Russland jedoch jede Beteiligung abgestritten. (fr)