Quantified-Konferenz: Zwischen Enthusiasmus und Datenschutz

250 begeisterte Datensammler haben sich in Amsterdam zur "Quantified Self Europe Conference" getroffen. Dabei ging es neben der Zukunft des Self-Trackings auch vermehrt um Datenschutz.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Schumacher

Self-Tracking-Lösungen wie Aktivitätstracker, vernetze Waagen und Smartphone-Apps zum Gesundheits-Monitoring werden immer beliebter. Doch die steigende Popularität wirft auch viele Fragen zur Privatsphäre auf. Spätestens die Übernahme der beliebten Aktivitäts-Tracking-App "Moves" durch Facebook und der kurz darauf erfolgten Änderung der Moves-Nutzungsbedingungen haben gezeigt, welche Unsicherheiten mit der Nutzung von Cloud-basierten Self-Tracking-Apps verbunden sind. Auch die Enthusiasten der Quantified-Self-Bewegung diskutieren daher, welche Chancen und Risiken die Nutzung der Daten-Tools mit sich bringen.

Gastgeber und Moderator der Konferenz war Gary Wolf (links im Bild), Mitgründer von Quantified Self. Schon zum dritten mal lud er Self-Tracker von der ganzen Welt nach Amsterdam ein.

Auf der in Amsterdam zu Ende gegangenen "Quantified Self Europe Conference" wurde das Thema Privatsphäre daher in zahlreichen Vorträgen, Workshops und Diskussionen behandelt. Die Teilnehmer vertraten dabei ein breites Spektrum an Standpunkten, die vom völligen Verzicht auf Privatsphäre hin zur Forderung nach dem vollständigen Besitz und der Kontrolle der Daten durch die Benutzer reichten. Auf der Konferenz waren zudem deutlich die Interessenkonflikte zu spüren, die durch die Begeisterung für das Self-Tracking auf der einen und dem Wunsch nach Privatsphäre auf der anderen Seite entstehen. Wurden im vergangenen Jahr die Bedeutung von Lifelogging-Kameras wie Narrative Clip, Autographer oder Google Glass von den Speaker noch auf theoretischer Ebene behandelt, waren zur diesjährigen Konferenz viele Self-Tracker mit Lifelogging-Kameras angereist, um die Eindrücke in Amsterdam festzuhalten.

Neben Privatsphäre und Datenschutz kamen aber auch viele andere Themen in den mehr als 100 Präsentationen, Workshops und Produktvorstellungen zur Sprache. Im Vordergrund standen dabei meist persönliche Erfahrungen der Datensammler in Bereichen wie Schlafoptimierung, Blutbild-Analyse oder Hirnstrom-Messung.

Neben den schon fast obligatorischen Aktivitäts-Trackern trugen in diesem Jahr viele Teilnehmer (wie die Person rechts) erstmals zahlreiche Lifelogging-Kameras.

Aber auch über zukünftige Nutzungsmöglichkeiten von Quantified-Self-Daten wurde diskutiert. So behandelte der Amerikaner Eric Ries in seinem Workshop das Potenzial von Virtual-Reality-Brillen wie der Oculus Rift zur Visualisierung von Daten oder zur Simulation von Trainingssituationen. Erste Virtual-Reality -Anwendungen zur ärztlichen Ferndiagnose von Astronauten mit Hilfe eines Avatars befinden sich bereits in Entwicklung. Künftig könnten die Datenbrillen auch genutzt werden, um die rasch wachsende Menge an Daten, die Self-Tracker über sich und ihre Umwelt aufzeichnen, dreidimensional darzustellen oder in einem digitalen Archiv räumlich erlebbar zu machen.

Eine besondere Würdigung erhielt der kürzlich verstorbene Self-Tracking Pioneer Seth Roberts, der maßgeblich zur Entwicklung der Quantified-Self-Bewegung beigetragen hatte. Der Psychologe, der an renommierten Berkeley-Universität tätig war, hatte in zahlreichen Selbstexperimenten die Grundideen von Quantified Self geprägt und in der San Francisco Bay Area und weit darüber hinaus verbreitet. Sein Blog diente und dient Self-Trackern auf der ganzen Welt als Inspiriationsquelle. (nij)