Interview-Archiv deutscher Zeitzeugen kommt ins Internet

Das ZDF will in Zusammenarbeit mit dem Verein "Die Augen der Geschichte" das "Gedächtnis der Nation" in Form von Zeitzeugeninterviews ins Internet bringen.

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Die bundesweit größte Sammlung von Interview-Filmen mit Zeitzeugen zur deutschen Geschichte soll bis Ende 2009 ins Internet kommen. "Bislang sind es rund 6000 Interviews zum 20. Jahrhundert. Bis zum Jahr 2012 streben wir etwa 15.000 an", sagte der Leiter der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte, Guido Knopp, in einem Gespräch mit der dpa.

"In Deutschland ist unser Projekt 'Unsere Geschichte – Gedächtnis der Nation' einmalig." Auch international gebe es nur ein wirklich prominentes Vorhaben dieser Art: das Zeitzeugenprojekt des US-Regisseurs Steven Spielberg ("Schindlers Liste") mit weltweiten Befragungen von Überlebenden des Holocaust, ergänzte der in Mainz wohnende ZDF-Historiker.

Hinter dem deutschen Projekt steht der vor zehn Jahren von Knopp gegründete private Verein "Die Augen der Geschichte", der mit der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte eng zusammenarbeitet. Der Mainzer Sender schickte bereits 1998 seinen Jahrhundertbus auf Reisen durch die Republik: ein Studio auf Rädern, in dem seitdem Zeitzeugen berichten, wie sie die Wendemarken der jüngeren deutschen Geschichte erlebt haben.

"Persönliche Erinnerungen im Alltag spiegeln den Zeitgeist oft besser wider als große Staatsaktionen, zumal wenn mit den dokumentierten Erlebnissen von tausenden Menschen repräsentative Bilder entstehen", sagte Knopp. Damit werde die Zeitzeugen-Datenbank auch für die historische Forschung interessant. Geplant sei zudem ihr Einsatz in zeitgeschichtlichen Museen, im Schulunterricht und in der Erwachsenenbildung.

Wie meist spiele aber das Geld eine wichtige Rolle. Da das ZDF aus rechtlichen Gründen nur sehr beschränkt finanziell helfen könne, sei der Verein gerade in der Wirtschaftskrise auf Sponsoren und Spender angewiesen, betonte Knopp. Ohne Geld bleibe der "Jahrhundertbus" längere Zeit geparkt. Mit mehreren großen Unternehmen gebe es derzeit aber vielversprechende Gespräche. (dpa)/ (vza)