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Microsoft hat den Exchange Server 2007 freigegeben. heise Netze wirft einen Blick auf die Neuerungen.
- Marc Grote
Mit Exchange Server 2007 bringt Microsoft am 8. Dezember 2006 eine generalüberholte Version des bekannten Mail- und Groupware-Systems auf den Markt. In gut drei Jahren Entwicklungszeit hat Microsoft dem Messaging-System zahlreichen Verbesserungen verpasst, aber auch einige grundlegende Änderungen, die altgediente Exchange-Server-2003-Administratoren zum Umdenken zwingen. Exchange Server 2007
- läuft nur noch auf 64-Bit-Systemen
- erfĂĽllt verschieden Server-"Rollen"
- verwaltet Benutzerrechte selbst
- wird ĂĽber ein neues GUI-Werkzeug und die Powershell verwaltet
- verzichtet auf Routing-Gruppen
- kennt zwei zusätzliche Clustering-Methoden.
Weitere Neuerungen
Ein wesentliches Augenmerk bei der Entwicklung hat Microsoft der Performance geschenkt. Exchange Server 2007 nur noch 64-Bit-Systeme, sodass immer ein größerer Adressraum für Arbeitsspeicher (RAM) zur Verfügung steht und so die maximalen Cachegrößen steigen, von denen Exchange profitiert. Die Pagesize der Datenbank wurde auf 8 KByte erhöht, mit dem Hintergedanken, dass so eine durchschnittliche E-Mail in eine einzige Page passt. Diese und weitere Maßnahmen tragen zur Reduzierung der IOPS (I/O pro Sekunde) bei und führen unter anderem dazu, dass ein Exchange Server 2007 wesentlich mehr Mailboxen pro Server bedienen kann.
Versionen und Lizenzen
Es gibt weiterhin zwei Versionen des Exchange Server 2007, "Standard" und "Enterprise". Exchange Server 2007 Standard ist auf fünf Speichergruppen mit maximal fünf Datenbanken beschränkt, allerdings kann jede Datenbank jetzt theoretisch unbegrenzt groß werden. Clustering steht weiterhin nur in der Exchange Server 2007 Enterprise Version zur Verfügung.
Exchange Server 2007 Enterprise unterstützt bis zu 50 Speichergruppen mit einer Gesamtzahl von 50 Datenbanken. Microsoft empfiehlt maximal eine Datenbank pro Speichergruppe zu verwenden. Die Größe der Transaktionslogdateien beträgt nur noch 1 MByte. Dafür können bis zu 2 Billionen Logdateien pro Speichergruppe erstellt werden. Es gibt keine STM-Dateien mehr; Exchange-Datenbanken liegen nur noch im nativen ESE-Format vor.
Weiterhin existieren jetzt unterschiedliche Exchange Client Access Lizenzen (CAL): Die "Standard CAL" bietet die Nutzung aller Grundfunktionen ähnlich wie bei Exchange Server 2003. Die "Enterprise CAL" bietet zusätzlich Zugriff auf Funktionen wie Exchange Hosted Filtering und Forefront Security für Exchange.
Web-Dienste
Die Unterstützung von RPC over HTTPS für Outlook 2007 nennt Microsoft jetzt "Outlook Anywhere". Die Änderungen sind jedoch nicht sehr umfangreich, sodass jeder erfahrene Exchange-Administrator mit damit klar kommen sollte.
Outlook Web Access (OWA) wurde grundlegend überarbeitet und vom Look and Feel noch stärker an Outlook 2007 angepasst. Auch der Funktionsumfang kommt nun fast an den von Outlook 2007 heran.
Mit der Outlook-Web-Access-Segmentierung können Administratoren zentral Outlook-Web-Access-Funktionen aktivieren und deaktivieren. Diese OWA-Segmentation war bisher nur über das kostenlose Outlook Web Access Administrations-Tool möglich. Administratoren können jetzt auch mit Hilfe der beiden neuen Konfigurationsmethoden Exchange Management Console (EMC) und Exchange Management Shell (EMS) steuern, welche Dateierweiterungen heruntergeladen werden dürfen.
Das Authentifizierungsformular in Outlook Web Access 2007 ist jetzt wesentlich einfacher und komfortabler vom Administrator anpassbar.
Exchange Hosted Services
Bereits mit Exchange Server 2003 eingefĂĽhrt, werden die Exchange Hosted Services in Exchange Server 2007 weiter ausgebaut. Der Grundgedanke hinter den Exchange Hosted Services ist es, alle wichtigen Exchange-Dienste fĂĽr Firmen zentral zur VerfĂĽgung zu stellen, ohne das diese Firmen in eine eigene Exchange-Umgebung investieren mĂĽssen. Da Microsoft dem Exchange Server 2007 auch in diesem Bereich einige Erweiterungen spendiert hat, ist davon auszugehen, dass die Exchange Hosted Services weiter im Fokus stehen sollen.
Altlasten entsorgt
Getrennt hat sich Microsoft von diversen Altlasten für die es nur teilweise einen Ersatz gibt. Zu den nicht mehr unterstützten Funktionen gehören
- Outlook Mobile Access (OMA)
- Network News Transfer Protocol (NNTP)
- Exchange Recipient Update Service (RUS)
Microsofts Onlinehilfe erwähnt noch Dutzende weitere geänderte oder nicht mehr vorhandene Funktionen.