Distributionsreigen: Sommerliches Treiben bei Ubuntu, OpenSuse und Co.

OpenSuse, Ubuntu und Mandriva stecken mitten in den Vorbereitungen für ihre neuen Releases. Auch Sabayon Linux und Pardus steuern auf neue Meilenstein-Versionen zu.

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Von
  • Alexandra Kleijn

Während viele Ubuntu-Anwender auf die aktuelle Version 9.04 "Jaunty Jackalope" setzen und einige Wagemutige bereits die zweite Alpha der kommenden Version 9.10 "Karmic Koala" im Testbetrieb haben (Alpha 3 soll am 23. Juli erscheinen), arbeitet das Entwicklerteam im Hintergrund an der dritten Aktualisierung von Ubuntu 8.04 LTS, dem Release mit Langzeit-Support, mit dem Hersteller Canonical vor allem auf Firmenkunden zielt. Ubuntu 8.04.3 LTS steht für kommenden Donnerstag (16. Juli) auf dem Plan. Die Desktop-Edition des ersten Ubuntu-Releases mit Langzeitsupport, 6.06 LTS "Dapper Drake", erreicht indes am 14. Juli das Ende ihres Lebenszyklus und wird ab dem Zeitpunkt nicht länger mit Aktualisierungen versorgt.

Die nächste LTS-Version soll, so Ubuntu-Schöpfer Mark Shuttleworth, entweder das bisher dafür gedachte Ubuntu 10.04 oder aber auch die Nachfolgeversion 10.10 sein. Die Entscheidung hängt ab von den derzeit laufenden Gesprächen zwischen den Release-Teams von Ubuntu und Debian, auf das Ubuntu aufsetzt. Beide Distributionen wollen ihre jeweiligen Freeze-Termine aufeinander abstimmen.

Hinter den Kulissen hat bei Ubuntu auch die Arbeit an der Reorganisation der Paket-Depots begonnen. Auf längere Sicht möchte das Release-Team weg von der seit jeher bestehenden Aufteilung von Software-Paketen in den Repositories main, restricted, universe und multiverse, die sich nicht mehr so richtig aufrechterhalten lässt. In einem ersten – allerdings nur auf Entwicklerebene sichtbaren – Schritt ist für Ubuntu 9.10 die Neugestaltung der Upload-Hierarchie für die Paketverwalter an der Reihe. Neben einem Team von "General Developers", die (fast) alle Pakete im Software-Archiv aktualisieren dürfen, sollen ab dem kommenden Release eine Reihe von spezialisierten Teams mit dem Hochladen bestimmter – thematisch organisierten – Paket-Gruppen betreut sein.

Auch bei der OpenSuse-Entwicklung weht seit kurzem ein frischer Wind. War das Einreichen von Code bislang ausschließlich durch oder über Novell-Mitarbeiter möglich, können jetzt auch externe Entwickler Code in Factory, OpenSuses Entwicklungszweig, einpflegen. Seit Ende Juni steht eine dritte Alpha-Version von OpenSuse 11.2 zum Testen bereit. Am 31. Juli soll die vierte, von OpenSuse neuerdings "Meilenstein" genannte, Vorabversion erscheinen.

Durch das Fernbleiben vom LinuxTag verspielte Mandriva sein Kredit bei der deutschen Community. In einer öffentlichen Stellungnahme sagte sich MandrivaUser.de von dem französischen Linux-Hersteller los. Das Projekt will jedoch weiterhin als zentrale Anlaufstelle für die deutschsprachige Mandriva-Gemeinschaft fungieren, das eigene RPM-Repository pflegen und Lokalisierungsarbeiten leisten. Die zweite Alpha von Mandriva 2010 mit brandaktueller Software (die erste erschien am 21. Juni) wollen die Franzosen diese Woche freigeben.

Auf dem Weg zu der Anfang August erwarteten Version 5.0 haben die Sabayon-Entwickler sowohl eine neue Gnome- als auch eine aufgefrischte KDE-Variante der multimediazentrierten Distribution vorgelegt. Mit dabei sind ein angepasster Linux-Kernel 2.6.29 sowie X.Org 7.4 mit Unterstützung für aktuelle Grafikchipsätze von AMD und NVidia. Während die Gnome-Edition auf Gnome 2.26.2 aufsetzt (Version 2.26.3 erschien am 2. Juli) hat die KDE-Ausgabe Version 4.2.4 des K Desktop Environment an Bord. Beide Geschmacksrichtungen machen ext4 zum Standarddateisystem und bringen die Mediacenter-Software XBMC mit.

Bei der türkischen Distribution Pardus laufen die Vorbereitungen für Pardus Linux 2009 auf Hochtouren. Nach zwei kurz aufeinander folgenden Release-Kandidaten wollen die Entwickler das neue Release am 17. Juli freigeben. Die vom Turkish National Research Institute of Electronics and Cryptology (UEKAE) gesponserte Linux-Version geht in verschiedenen Bereichen eigene Wege. So zeichnet mit PiSi (Packages Installed Successfully, as Intended), ein in Python geschriebener eigener Paketmanager für die Installation und Verwaltung von Software zuständig. Auch das Init-System Mudur und der Konfigurationsmanager Çomar sind Eigenentwicklungen. Bei der Desktop-Umgebung setzt Pardus seit seinen Anfängen 2005 auf KDE; im kommenden Release ist die aktuelle Version 4.2.4 dabei.

Nicht lange soll es jedoch mehr dauern, bevor KDE 4.3 fertig ist. Die neue Version lässt sich bereits jetzt mit einem zweiten Release-Kandidaten begutachten. Mit openDesktop, das über die in der Desktop-Umgebung integrierten Geolocation-Funktionen Freunde und Linux-Anwender in der Nähe ausfindig macht, tun die KDE-Entwickler in der neuen Version einen ersten Schritt in Richtung Social Desktop. Das neue Desktop-Theme Air löst in KDE 4.3 Oxygen ab. Neu ist auch die Aufnahme des Berechtigungsframeworks PolicyKit.

Die neue Gnome Shell

(Bild: Gnome)

Auch die Entwickler des Gnome-Desktops haben nicht Däumchen gedreht. Mit den kurz bevorstehenden Entwicklungsreleases 2.27.4 (15. Juli) und 2.27.5 (29. Juli) nimmt die kommende Version 2.28 allmählich Gestalt an. Noch in diesem Monat will das Team die aufzunehmende Funktionalitäten und Module festlegen (Feature and Module Freeze) Zu den spannenden neuen Entwicklungen dürfte die grundlegende Überarbeitung der Oberfläche mit Hilfe der Gnome Shell und des neuen Window-Managers Mutter (ein Metacity-Fork mit Clutter-Support) gehören. Beide Techniken wollen die Entwickler in Gnome 2.28 als optionale Features aufnehmen, bevor sie dann in Gnome 3.0 zum Standard werden sollen. (akl)