Das zwiespältige Vergnügen des Lifeloggings

Lifelogginggeräte wie Autographer und Narrative Clip sollen automatisch das Leben im Bild festhalten. Technology Review hat die Geräte im Alltag geprüft.

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Livelogging live: Seltsame Bilder. Und wer war das nochmal gleich?

(Bild: Technology Review)

An sich ist Lifelogging keine neue Idee. Pioniere wie Steve Mann experimentierten bereits Mitte der Neunziger mit der Idee, so viel des Lebens wie möglich digital zu dokumentieren. 1998 begann Microsoft-Forscher Gordon Bel dann, ein Archiv seiner persönlichen Geschichte anzulegen. In seinem Buch "Total Recall" vertrat er zudem die These, Lifelogging mache das Leben besser und werde bald allgegenwärtig sein. Technology Review-Autorin Rachel Metz hat zwei der Geräte – Narrative Clip und Autographer – nun im Rahmen eines Selbsttests überprüft. Wie sich zeigte, ist die Technik noch nicht perfekt – von Datenschutzfragen ganz abgesehen.

Zunächst musste sich Metz daran gewöhnen, ständig eine Kamera zu tragen. "Vor allem mit dem etwas klobigen Autographer am Hals fühlte ich mich überhaupt nicht wohl in meiner Haut." Der Autographer verfügt über ein Weitwinkelobjektiv und verschiedene Sensoren, etwa einen Beschleunigungsmesser. All das ist in einem Gehäuse von der Größe einer Schachtel Zigaretten untergebracht. "Schon bald erwischte ich mich dabei, wie ich mich bei Freunden und in Läden für das Gerät entschuldigte – das sei ein rein beruflicher Test. Das verstärkte die Aufmerksamkeit aber noch."

Beim Autographer erkennen die meisten, dass er eine Kamera enthält. Die Funktion des Narrative Clip ist nicht ganz so offensichtlich, so Metz, weil er optisch neutraler wirkt. Die iPhone-Apps für Narrative Clip und den Autographer erinnerten eher an Fotohalden als an strukturierte Bildersammlungen. "Es wird hier noch einer Menge Benutzeroberflächen-Design und Bilderkennung bedürfen, bis Lifelogging die Massen begeistert und auch über Jahre praktiziert wird."

Wenn jemand ein Problem mit den Geräten hat, könne man sie zum Glück einfach abschalten. Das passiere sowieso recht häufig. "Denn die Bluetooth-Verbindung des Autographer zum iPhone laugt schnell die Batterie aus. Bei einer mittleren Foto-Frequenz – 240 Bilder pro Stunde – hielt sie nur ein paar Stunden. Die Batterie des Narrative Clip hält immerhin über einen Tag."

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(bsc)