Microsofts Kahlschlag trifft nur wenige deutsche Mitarbeiter

Vom umfassenen Jobabbau bei Microsoft bleiben Mitarbeiter in Deutschland weitgehend verschont. Am härtesten trifft es die ehemaligen Nokianer: jeder Zweite muss mit dem Verlust seines Jobs rechnen.

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Nur wenige deutsche Microsofties sind von dem geplanten Kahlschlag bei dem US-Softwareriesen betroffen. Es gehe um eine "zweistellige Anzahl von Beschäftigten", sagte ein Sprecher von Microsoft Deutschland am Donnerstag der dpa. Welche Standorte betroffen sind, konnte er nicht sagen. "Wir erarbeiten erst die konkreten Schritte." Am Nachmittag hatte Firmenchef Satya Nadella angekündigt, dass bis zu 18.000 Jobs gestrichen werden sollen, die meisten davon in der von Nokia übernommenen Handysparte.

Microsoft-Chef Satya Nadella: "Wir müssen unsere Kultur ändern". 18.000 müssen das nun nicht mehr.

(Bild: dpa)

Es handelt sich um den bislang größten personellen Einschnitt in der Geschichte des Software-Konzerns, bei dem insgesamt 127.000 Menschen beschäftigt sind. Die meisten der betroffenen Mitarbeiter sollen binnen sechs Monaten informiert werden. Der hierzulande geplante Stellenabbau aufgrund der vergleichsweise geringen Zahl aber schneller vonstatten gehen, schätzt der Sprecher.

Den Großteil der Last tragen die Beschäftigten des zugekauften finnischen Handyherstellers Nokia – hier muss etwa die Hälfte der Mitarbeiter gehen, vom Fabrikarbeiter über den Entwickler bis zum Manager. "Die Entscheidungen zum Umbruch sind schwierig, aber nötig", schrieb Konzernchef Satya Nadella am Donnerstag in einer E-Mail an die Mitarbeiter. Es geht auch darum, nach der Nokia-Übernahme doppelte Kapazitäten abzubauen – und Experimente wie das Nokia X einzustellen.

Für die Finnen kommt das nicht überraschend. Arbeitsminister Lauri Ihalainen sagte, es sei "die befürchtete schlechte Nachricht". Von den 4700 Nokia-Mitarbeitern in Finnland, die mit dem Verkauf im April zu Microsoft wechselten, müssen 1100 mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes rechnen. Allein 500 Jobs gehen mit der Schließung des früheren Forschungs- und Entwicklungszentrums von Nokia in Oulu verloren.

Die meisten Werke stehen schon heute in Asien. Auch die Nokia-Produktion in Ungarn soll nach Angaben von Spartenchef Stephen Elop schrittweise auslaufen. Hier sind 1800 Mitarbeiter in einer Fabrik in Komarom an der slowakischen Grenze betroffen.

EU-Arbeitskommissar László Andor mahnte in Brüssel, die Stellenstreichungen dürften kein Anlass sein, um Investitionen in digitale Kenntnisse und neue Jobs zu stoppen. Andor verwies auf EU-Fördergelder, die für die Wiederbeschäftigung von Mitarbeitern bereit stünden. Er habe um ein Treffen mit Microsoft gebeten, um über finanzielle Unterstützung der EU zu reden. (vbr)