Grenzen überwinden: High-End-Fotografie

Auch wenn viele Fotografen noch auf Film und analoge Verarbeitung schwören, ist es keineswegs unmöglich, ebenbürtige Ergebnisse rein digital zu erzielen - man muss nur wissen, wie: Mit Mehrfachbelichtungen und Raw-Verarbeitung zum Beispiel.

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Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Ralph Altmann
Inhaltsverzeichnis

Es war noch nie so leicht, ein Bild zu machen wie heute. Die digitale Revolution hat eines unserer wichtigsten Kommunikationsmedien blitzschnell verfügbar, leichter handhabbar und auch billiger gemacht. Film- und Fototechnik erleben Generationswechsel, wie sie bisher nur von der Computertechnik bekannt waren. Das heute Allerbeste ist schon morgen rettungslos veraltet. Wenige mächtige Firmen stecken Milliarden in konkurrierende Konzepte, aber auch in Werbung und Marketing, und nicht immer setzt sich die beste Technik durch. Wir als Kunden profitieren davon oder zahlen drauf, wenn wir auf das „falsche Pferd“ gesetzt haben. Wohin geht die Entwicklung?

Gegenwärtig ist das Hauptargument für digitale Fototechnik die sofortige Verfügbarkeit der Ergebnisse, ohne lange Wartezeiten und ohne die Abhängigkeit von Dienstleistern. Dafür nahmen und nehmen die Kunden (zumindest unterhalb des Profisegments) teilweise sogar erhebliche Einschränkungen der Bildqualität in Kauf – auch früher wurde das Potenzial der analogen Technik ja nur selten ausgenutzt. Kinderleicht geworden, aber gar nicht immer erwünscht, ist die nachträgliche Kontrolle über das Ergebnis: Die Verlagerung der „Dunkelkammer“ in den Computer hat uns viele Freiheiten gebracht, aber auch Prozesse und Entscheidungen aufgebürdet, die vorher in der Hand von Fachleuten lagen.

Fotografen, die früher perfekte Abzüge vom Fachlabor erhielten, zweifeln an ihren Fähigkeiten, wenn ihre im Computer „entwickelten“ digitalen Fotos nun weniger perfekt sind. Vielleicht hat ihnen nur niemand gesagt, dass die Digitaltechnik, anders als die analoge, feste Grenzen hat, jenseits derer sich auch mit den besten Tricks kein Pixel mehr herauskitzeln lässt. Die wichtigste dieser Begrenzungen sind die 256 Helligkeitsstufen pro Farbe, die sich in einer JPEG-Bilddatei speichern lassen. Die 8-Bit-„Farbtiefe“ solcher Dateien entsprach vor vielen Jahren optimal den Leistungen von Bilderfassungs- wie Wiedergabegeräten, bleibt aber heute deutlich hinter deren Möglichkeiten zurück.

Auch der Speicherplatz ist heute kein Argument mehr für geringe Farbtiefen und hohe Komprimierungsstärken. Speicherkarten mit Gigabyte-Kapazität erlauben die Speicherung hunderter 10 MByte großer Bilddateien zu Preisen, die (auf das Einzelbild umgerechnet) mit dem Preis eines Markenfilms vergleichbar, aber viele Male benutzbar sind. Die technischen Voraussetzungen für „mehr Bits pro Farbe“ sind also gegeben, werden von der aktuellen Software jedoch nicht immer unterstützt. Wir zeigen im Folgenden, wie und mit welchen Programmen Sie mit Raw-Dateien und 16-Bit-Dateien arbeiten können und was dabei zu beachten ist.