Der private Run ins Weltall: SpaceX will Raketenstartplatz in Texas bauen

In Texas sind gleich mehrere Raumhäfen (Spaceports) in Vorbereitung. SpaceX will seine Raketen in Südtexas starten, XCOR seine Raumgleiter im Westen. Nachbar Neumexiko hofft auf Virgin Galactic.

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SpaceX (Space Exploration Technologies) hat die Südspitze von Texas als Standort für einen privaten Raketenstartplatz auserkoren. Dies hat Rick Perry, Gouverneur des US-Staates, bekanntgegeben. Doch auch in anderen Teilen seines Staates sprießen hoffnungsvolle Raumfahrtunternehmen.

Der Countdown wurde am Dienstagmorgen angehalten. Wenige Minute vor Ende des Startfensters klappte es dann aber doch.

(Bild: SpaceX)

SpaceX hat sich zum Ziel gesetzt, durch teilweise wiederverwendbare Raumfahrzeuge die Kosten für Orbitalflüge auf einen Bruchteil zu reduzieren. Bislang kann das Unternehmen seine Falcon-Raketen zwar nur einmal verwenden, ist aber immerhin schon im Geschäft. Dienstagmorgen erfolgte der elfte Start einer Falcon-Rakete. Sie brachte den Satelliten AsiaSat 8 in den Orbit. Am 25. August ist AsiaSat 6 an der Reihe. Bis Jahresende könnten drei weitere Flüge folgen.

Die bisherigen Starts erfolgten vom Cape Canaveral in Florida, nur einmal war die Vandenberg Air Force Base in Kalifornien Ausgangspunkt der Reise. An diesen Orten muss SpaceX aber Rücksicht auf andere Nutzer nehmen, allen voran die US-Luftwaffe. Firmengründer Elon Musk, der durch den Verkauf von PayPal an eBay reich wurde und auch für seine Elektroautofirma Tesla bekannt ist, wünscht sich daher für seine Raketen einen eigenen, privaten Startplatz. Musk verhandelte auch mit Puerto Rico sowie den US-Staaten Florida und Georgien, hat sich nun aber für Texas entschieden. Der geplante Standort liegt ganz im Süden des Staates, im Cameron County am Golf von Texas an der Grenze zu Mexiko.

Texas gewährt SpaceX eine Subvention von 2,3 Millionen US-Dollar. Außerdem hat der Gouverneur ein Darlehen von 13 Millionen US-Dollar an die Cameron County Space Port Development Corp angekündigt. Dieses öffentliche Unternehmen wurde im April gegründet, mit dem Ziel, die Luft- und Raumfahrtindustrie im Cameron County zu fördern. Und das beginnt eben mit dem SpaceX-Startplatz.

Bis das Geld fließt muss SpaceX noch eine Reihe von Genehmigungen erwirken. Die Flugsicherheitsbehörde FAA hat bereits entschieden, eine experimentelle Lizenz zu erteilen. Diese würde bis 2025 jährlich zwölf Starts der Falcon-Raketen erlauben. Für die kommerziellen Raumfahrer ändert der Staat Texas auch verschiedene Gesetze, soweit das nicht schon erfolgt ist. Dazu gehört etwa eine Haftungsfreistellung gegenüber etwaig zu Schaden gekommenen Passagieren.

Sollte SpaceX alle Genehmigungen erhalten und dadurch das Darlehen über 13 Millionen schlagend werden, soll ein weiteres Darlehen über zwei Millionen Dollar an den Flughafen Midland (MAF) ergehen. Er liegt im Westen Texas nahe der Grenze zu Neumexiko. MAF möchte Basis des raketengetriebenen Gleiters Lynx von XCOR Aerospace sein. Lynx ist für suborbitale Raumflüge konzipiert und benötigt eine lange Start- und Landebahn. Neue Flächenwidmungspläne sind in Arbeit.

Hoffentlich stören die Überschallknalle das Kleine Präriehuhn (Bild) nicht beim Vögeln.

(Bild: dominic sherony CC-BY-SA 2.0)

Die Stadt Midland hat XCOR mit einem Förderpaket von insgesamt zehn Millionen Dollar für sich gewinnen können. XCOR hat sich bereits eine Immobilie gesichert und damit begonnen, Personal nach Midland zu verlegen. Dann aber landete das in der Region beheimatete Kleine Präriehuhn auf der Liste der bedrohten Tierarten. Unklar ist, ob der Überschallknall der Lynx-Flieger die bedrohten Vögel bei der Paarung stört.

Der vom Flughafen mit den Bundesbehörden ausgehandelte Kompromiss sieht vor, dass die Auswirkungen der ersten fünf Starts auf die Kleinen Präriehühner studiert werden. Der gelernte Bürger weiß: Ein Rauswurf eines subventionierten Investors ist eher weniger wahrscheinlich, wenn der Betrieb einmal läuft.

Die ebenfalls texanische Firma Armadillo Aerospace hatte indes wenig Erfolg und befindet sich nach dem Verlust der einzigen Testrakete in einem "Winterschlaf". Ehemalige Mitarbeiter haben sich zusammengetan und Exos Aerospace gegründet. Diese Firma hat sich, so wie Armadillo, auf dem Flugplatz des Dorfes Caddo Mills, nordöstlich von Dallas, niedergelassen. Exos verspricht "Sofortflüge" wenn man "Minuten der Schwerelosigkeit" braucht.

Schon im Jahr 2000 hat Amazon-CEO Jeff Bezos das Unternehmen Blue Origin ins Leben gerufen. Es arbeitet ebenfalls an einer weitgehend wiederverwendbaren Rakete sowie einer wiederverwendbaren Kapsel zur Personenbeförderung. Damit sollen eines Tages suborbitale Raumflüge durchgeführt werden. Das Testgelände Blue Origins liegt in der Gegend des Dorfes Van Horn im westlichen Eck Texas' zwischen Mexiko und Neumexiko.

Über der Grenze in Neumexiko gibt es schon seit Jahren den Spaceport America. Er ist sowohl für vertikale als auch horizontale Starts ausgerüstet. Die Einrichtung gehört dem Bundesstaat, der deutlich mehr als 200 Millionen Dollar investiert hat. Hier explodierte 2013 die Rakete von Armadillo Aerospace.

In der "Luftaufsichtsbaracke" des Spaceport America herrscht selten Betriebsamkeit.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Hauptmieter des Spaceport America ist Virgin Galactic, das suborbitale Raumflüge mit horizontalen Starts mit wiederverwendbaren Fahrzeugen plant. Ein Ticket für einige Minuten Schwerelosigkeit kostet 250.000 US-Dollar. Ungefähr 700 Alltouristen haben bereits Anzahlungen von insgesamt mehr als 80 Millionen Dollar geleistet.

Neumexiko hatte sich von Virgin Galactic eine starke Sogwirkung erhofft; andere Raumfahrer sollten dem Beispiel folgen und ebenfalls vom Spaceport starten. Doch noch tut sich wenig. Virgin Galactic liegt mehrere Jahre hinter dem eigenen Zeitplan. Und wie sich zeigt, suchen sich die anderen privaten Raumfahrtunternehmen lieber ihre eigenen Nester.

Update: Zwei Angaben von Himmelsrichtungen wurden korrigiert. (ds)