Not-Antenne für Funklöcher
Mit der GoTenna lassen sich Smartphones auch dann zur Kommunikation miteinander verbinden, wenn es keinen Mobilfunkempfang gibt.
Mit der GoTenna lassen sich Smartphones auch dann zur Kommunikation miteinander verbinden, wenn es keinen Mobilfunkempfang gibt.
Ohne Internet geht heutzutage fast nichts mehr. Doch was ist, wenn weder Festnetz, WLAN noch Mobilfunkabdeckung zur Verfügung stehen? Beispielsweise auf einer Campingtour im Funkloch, in den Bergen oder an einer einsamen Küste?
Das US-Start-up GoTenna hat zumindest für kleine Gebiete eine potenzielle Lösung: Die Firma hat eine Kompaktantenne gleichen Namens mitsamt Smartphone-App entwickelt, mit der sich ein eigenes kleines Netz aufbauen lässt. Damit kann man dann immerhin kostenlos Kurznachrichten und Standorte zwischen anderen GoTenna-gekoppelten Geräten versenden. Surfen (was mangels Verbindung zum eigentlichen Internet auch nicht ginge) oder Bild- und Sprachkommunikation sind dagegen nicht vorgesehen.
(Bild: goTenna)
GoTenna ist kein Mesh-Netzwerk aus zahlreichen Funkstationen, die das Netz untereinander erweitern. Stattdessen wird in die Umgebung gefunkt und die Botschaft dann auf dem jeweiligen Empfängergerät angezeigt. Allerdings ist es auch möglich, Notrufe – sogenannte Shouts – abzusenden, die dann auf allen Geräten in Reichweite landen, ähnlich einem Funkrundruf. Auch sind Gruppenchats möglich.
Die Vernetzung reicht unter Realbedingungen zwischen zwei und zehn Kilometer weit, in zugebauten Städten mit Hochhausschluchten kann es aber auch etwas weniger sein. Der Akku hält bei sparsamer Nutzung bis zu drei Tage, bei ununterbrochenem Betrieb 30 Stunden. Die Kommunikation ist verschlüsselt und wird nicht mit externen Servern geteilt. Die Antenne funkt im Frequenzspektrum zwischen 151 und 154 Megahertz mit zwei Watt Leistung. Die Verbindung zum Telefon (iPhone oder Android) erfolgt per Bluetooth.
(Bild: goTenna)
Die GoTenna-Hardware soll für 300 US-Dollar in den Handel kommen, Vorbestellungen waren für die Hälfte erhältlich. Geliefert wird ein Zweier-Set, damit die Kommunikation sofort losgehen kann. Eingebaut ist ein Flash-Speicher, der "Tausende Nachrichten" ablegen kann, damit das Gerät auch ohne aktuell gekoppeltes Mobiltelefon empfangsbereit bleibt. Anfangs wird die Hardware nur in Amerika angeboten, weil sie bislang nur dort eine Zulassung hat. Die Geräte sind staub- und weitgehend wetterfest, allerdings nicht für Tauchgänge geeignet.
GoTenna finanziert sich als Crowdfunding-Projekt. Dabei wurde allerdings keine bekannte Plattform wie Kickstarter oder Indiegogo verwendet, sondern die Bestellung über die eigene Homepage abgewickelt. Das hatte den Vorteil, dass die Macher auch keine Provision an einen Dienstleister zahlen mussten, nur die Kreditkartengebühren fielen an.
(Bild: goTenna)
"Wir waren vollständig darauf konzentriert, eine wirklich unverwüstliche, skalierbare Lösung zu entwickeln, die immer und überall ohne zentrale Anbindung funktioniert", sagt GoTenna-Chefin Daniela Perdomo, die die Firma zusammen mit ihrem Bruder Jorge gegründet hat. "GoTenna füllt die Lücke zwischen Handsprechfunkgeräten und Satellitentelefonen."
Als Mission der Firma gibt Perdomo an, die Nutzer jederzeit und überall kommunizieren zu lassen – auch und gerade im Notfall. Wirklich viel Bandbreite wird dafür nicht benötigt: Kurze Textnachrichten – pro Botschaft sind wie bei SMS 160 Zeichen vorgesehen – oder Positonsangaben lassen sich in Form von Funksignalen senden, die nur Millisekunden benötigen. Das soll zudem vor Interferenzen schützen, eine Dauerverbindung besteht nie.
Praktisch kann ein eigene Drahtlosinfrastruktur auch dort sein, wo es zwar ein Mobilfunknetz gibt, dieses aber überlastet ist – beispielsweise bei Konzerten und Großveranstaltungen, wo SMS-, Telefonie- oder Internet-Verbindungen regelmäßig ausfallen, weil zu viele Nutzer auf eine zu schwach ausgelegte Basisstation (oder gleich mehrere) zugreifen wollen.
Perdomo und ihr Team wenden sich mit dem Gerät keineswegs nur an Technikfreaks: Die knapp 60 Gramm schwere Hardware wird als modisches Outdoor-Accessoire vermarktet, das in vier verschiedenen Farben zu haben ist. (bsc)