Krebstherapie: Letzte Hoffnung Maus-Avatar

Eine US-Firma pflanzt Mäusen mit defektem Immunsystem Tumorgewebe von Krebspatienten ein, um an den Tieren dann personalisierte Therapien testen zu können.

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Die haarlosen Mäuse, die sich im Labor von Champions Oncology in Baltimore tummeln, sind keine gewöhnlichen Labormäuse. Es handelt sich um "Krebs-Avatare", berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe: Die Tumore, an denen die Nager leiden, stammen von menschlichen Krebspatienten. An den Tieren, die alle fein säuberlich etikettiert sind, will die US-Firma individuell zugeschnittene Medikamente ausprobieren. Schlägt ein Medikament an, geht die Nachricht an den behandelnden Arzt des Krebspatienten.

Mit diesem ungewöhnlichen Ansatz einer personalisierten Medizin will Champions Oncology ein neues Kapitel im Kampf gegen den Krebs aufschlagen. 10.000 bis 12.000 Dollar berechnet die Firma für die Krebsavatare in Mausgestalt.

Wer das Geld aufbringen kann – Versicherungen zahlen für das Experiment noch nichts –, bekommt von seinem Arzt in einer Biopsie ein Stück aus dem Tumor entfernt. Der Arzt schickt die Gewebeprobe an Champions Oncology, das sie den Maus-Avataren unter die Haut implantiert. Bei den Mäusen handelt es sich allesamt um Tiere, deren Immunsystem defekt ist, so dass sich das Implantat bald zu einem Tumor auswächst. Dabei können auch mehrere Maus-Avatare mit derselben Krebsprobe "infiziert" werden.

"Insgesamt scheinen die Versuche sehr überzeugende Daten zu liefern", urteilt Justin Stebbing, der mit Champions Oncology für seine eigene Forschung zusammenarbeitet. Allerdings funktioniert nicht jede Verpflanzung von Krebsgewebe. In knapp einem Drittel der Fälle bildete sich im Maus-Avatar kein Tumor. Entsteht er doch, gibt es noch ein anderes Problem: Die Tumore wachsen in Mäusen nicht schneller als im Menschen. Vier bis sechs Monate dauere es, bis die Medikamententests am Mausavatar verwertbare Resultate liefern können, sagt Ronnie Morris, Chef von Champions Oncology.

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(bsc)