Spielekritiker zeigen Destiny die kalte Schulter

Technisch gelungen, aber auf Dauer langweilig, so kann man die bisherigen Urteile zum Online-Shooter von Activision Blizzard zusammenfassen. Auf der Bewertungsskala von Metacritic ragt der stark beworbene Titel nicht aus dem Mittelfeld heraus.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 142 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Mit einem angeblichen Budget von 500 Millionen US-Dollar hat der US-Publisher Activision Blizzard in der vergangenen Woche den Online-Shooter "Destiny" auf den Markt gebracht. Entwickelt vom Studio Bungie, das zuvor für die SciFi-Shooter-Serie "Halo" verantwortlich war, soll Destiny auf den Konsolen Playstation 3/4 sowie Xbox 360/One eine neue Generation von Ego-Shootern einleiten, in denen klassische Solo-Kampagnen mit Online-Partien von MMO-Rollenspielen verschmelzen. Maximal können in Destiny 12 Spieler in einer Mission antreten. Doch auch wenn man nur alleine spielen will, ist eine permanente Internet-Verbindung notwendig.

Destiny (14 Bilder)

Kampfszene auf der Erde..
(Bild: Activision)

Spiele-Kritiker hatten vorab keine Rezensionsmuster vom Publisher erhalten. Activison Blizzard hatte zum Start vielmehr auf eine großangelegte Werbekampagne gesetzt und Spielern zuvor einige Tage lang Gelegenheit gegeben, das Spiel in einer öffentlichen Beta-Phase selbst auszuprobieren. Erst jetzt zum Wochenende treffen die ersten Online-Besprechungen ein – und diese schätzen Activisions groß angelegten Start eher nüchtern ein. Auf der Bewertungs-Skala der US-Seite Metacritic, die aus veröffentlichten Besprechungen eine Art Mittelwert bildet, steht Destiny nach 25 Besprechungen derzeit bei 75 von 100 möglichen Punkten. Die Metacritic-Skala wird in der Industrie mitunter als Messwert für eventuelle Bonuszahlungen genommen, bei denen Entwickler für besonders gelungene Spiele eine Sonderzahlung erhalten. Dazu müssen sie oftmals jedoch 85 oder mehr Punkte erreichen. Von einem solchen Spitzenwert ist Destiny aber weit entfernt. Das Spiel rangiert im Mittelfeld, weit abgeschlagen hinter Konkurrenzprodukten wie "Borderlands 2" (91 Punkte) und "Halo 4" (87 Punkte).

Die bisher (fast ausnahmslos für die PS4-Version) veröffentlichen Kritiken stimmen den gleichen Tenor an. Demnach ist Destiny technisch überaus gelungen. Server-Ausfälle und lange Wartezeiten traten offenbar nicht auf. Gelobt werden die flüssige wie eingängige Steuerung und die gut abgestimmten Schießereien mit den Aliens. Diese wecken sehr schnell Erinnerungen an die Halo-Serie. Auch an den Menüs und der Grafik wurde lange gefeilt, sodass sie sich andere Entwickler zum Vorbild nehmen wollen. Lediglich die Ladezeiten fallen etwas lang aus und die Umgebungen wirken wenig lebendig.

Einhellig kritisiert werden jedoch die banale Hintergrundgeschichte und die sich wenig verändernden Szenarien. Missionen würden sich häufig in gleichen Umgebungen wiederholen und es gäbe wenig Anreize, Zusatzmissionen in bereits bekannten Gebieten erneut durchzuspielen. Bungie habe die Story-Missionen, in denen Spieler allein oder mit anderen Spielern kooperativ gegen Aliens vorgehen, mit zu wenig Abwechslung auf eine zu lange Zeit von etwa 15 bis 20 Stunden ausgedehnt. Es fehle an spielerischen Höhepunkten.

Dem finanziellen Erfolg stehen die erst deutlich nach dem Verkaufsstart veröffentlichten Spielerezensionen allerdings nicht im Weg. Bereits am ersten Verkaufstag soll Activison Blizzard mit Destiny 500 Millionen US-Dollar Umsatz erzielt haben. Destiny sei damit der finanziell erfolgreichste Spielestart eines Konsolentitels geglückt. Angesichts der Kritik wird Bungie jedoch nachbessern müssen, soll Destiny, wie von Activison geplant, als langjährige Reihe tatsächlich die Nachfolge von Halo antreten. Dass dies durchaus möglich ist, zeigt die Veröffentlichung von "Diablo 3" aus gleichem Hause. Dessen erste Version war unter anderem wegen des integrierten Auktions-Portals von Fans stark kritisiert worden. Blizzard nahm es schließlich aus dem Spiel und veröffentlichte vor kurzem eine stark überarbeitete Version für Konsolen und PC, die von der Kritik fast einhellig gelobt wurde und auf der Metacritic-Skala einen Wert von 90 Punkten erreichte. (hag)