Trügerischer Erfolg der Erneuerbaren

Neue Zahlen der UN-Weltorganisation für Meteorologie WMO legen nahe, dass die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre 2013 den stärksten Anstieg seit 30 Jahren verzeichnet. Auch die Versauerung der Ozeane ist laut WMO besorgniserregend.

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Von
  • David Talbot
  • Niels Boeing

Neue Zahlen der UN-Weltorganisation für Meteorologie WMO legen nahe, dass die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre 2013 den stärksten Anstieg seit 30 Jahren verzeichnet. Auch die Versauerung der Ozeane ist laut WMO besorgniserregend.

Der Ausbau der Erneuerbaren Energien schreitet überall auf der Welt rasant voran. 2013 wurden Solar-, Wind- und andere Anlagen mit einer Leistung von 120 Gigawatt installiert, ein Zuwachs von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und doch reichte es nicht, um den Anstieg der CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre im vergangenen Jahr zu kompensieren. Mehr noch: Der Anstieg 2013 von 2,9 CO2-Molekülen pro Millionen Luftteilchen (ppm) war nach Angaben der UN-Weltorganisation für Meteorologie WMO die größte Zunahme in einem einzelnen Jahr seit 1984.

Damit liegt die CO2-Konzentration nun bei beunruhigenden 396 ppm. Das sind 42 Prozent mehr als 1750, bevor die Industrialisierung einsetzte und Kohle, Öl und Erdgas in rauhen Mengen verbrannt wurden. Auch bei den beiden anderen wichtigen Treibhausgasen, Methan (CH4) und Lachgas (Distickstoffoxid, N2O) sieht es nicht besser aus: Die Konzentration von Methan liegt gar um 253 Prozent über vorindustriellen Wert, die von Lachgas um 121 Prozent. Die CO2-Zunahme ist für 80 Prozent des menschgemachten Treibhauseffekts, der den natürlichen verstärkt, verantwortlich.

Ein Grund für den Anstieg sieht die WMO darin, dass die Ozeane weniger Kohlendioxid aufnehmen als bisher. Laut dem aktuellen WMO-Bulletin schreitet die Versauerung der Ozeane schneller voran, als dies irgendwann in den letzten 300 Millionen Jahren der Fall war.

Die Ozeane absorbieren rund ein Viertel der menschgemachten CO2-Emissionen. "Wenn die globale Erwärmung kein ausreichender Grund ist, die CO2-Emissionen zu verringern, sollte es die Versauerung der Ozeane sein, deren Wirkung bereits spürbar ist und die für viele Jahrzehnte zunehmen wird - die Zeit wird knapp", sagt Wendy Watson-Wright von der ozeanographischen Kommission der UNESCO.

Wesentlich für den 2013 beobachteten Anstieg sei jedoch, dass die erneuerbaren Energien Wirtschaftswachstum und zunehmenden Energieverbrauch nicht ausgleichen könnten, sagt Howard Herzog von der MIT Energy Initiative. „Die Wirtschaft läuft rund, und fossile Energien sind bei weitem die billigste Energiequelle.“ Solange es keinen Politikwechsel gebe, hielten freie Märkte diese Entwicklung aufrecht.

Die genauen Zahlen für die menschgemachten Treibhausgasemissionen von 2013 werden derzeit noch zusammengerechnet. Es sehe jedoch so aus, als ob der Anstieg im vergangenen Jahr einen neuen Rekord erreicht habe, sagt David Victor, Leiter des Laboratory on International Law and Regulation an der University of California in San Diego. Dass menschliche Aktivitäten die Hauptursache für die Zunahme sind, hält Victor für „nicht überraschend“. Das Wirtschaftswachstum sei allgemein stark, während die Regierungen weltweit „blutleer“ agierten, was Emissionsminderungen angeht.

Nach Informationen der U.S. Energy Information Administration lag der Anteil erneuerbarer Energien am globalen Energiemix im vergangenen Jahr bei 22 Prozent. 2007 waren es noch 18 Prozent gewesen. Laut "Renewables 2014 Global Status Report" des Netzwerks REN21 lag die installierte Leistung erneuerbarer Energien 2013 weltweit bei 1560 Gigawatt, investierten Staaten und Unternehmen 214 Milliarden Dollar in ihren Ausbau.

Anmerkung: In der ersten Fassung wurde der Jahreszuwachs 2013 mit 1120 Megawatt beziffert. Richtig sind 120 Gigawatt. Wir haben dies korrigiert. (nbo)