"Bentgate": Apple reagiert auf verbogene iPhones – angeblich nur wenige betroffen

Nachdem sich die schlechte Presse in den vergangenen Tagen häufte, hat sich der Konzern nun endlich geäußert und ließ Journalisten auch in sein Testlabor. Von 10 Millionen Kunden hätten sich nur neun über verbogene iPhone-6-Plus-Geräte beschwert.

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Es hätte alles so schön sein können für Apple: Lange Schlangen beim Verkaufsstart von iPhone 6 und iPhone 6 Plus – und ein neuer Höchststand an Erstverkäufen mit stattlichen zehn Millionen Einheiten in nur drei Tagen. Doch auch bei der diesjährigen iPhone-Kollektion läuft nicht alles rund. Es gab bald Berichte, laut denen sich das erste Phablet von Apple, das iPhone 6 Plus, potenziell verbiegen kann. Ein Video zeigte zudem, dass dies auch mit viel Kraftaufwand per Hand möglich ist.

Nachdem Apple die zahlreichen Negativschlagzeilen zunächst (wie so häufig) schlicht nicht kommentierte, hat die PR-Abteilung des Konzerns nun eine Charmeoffensive eingeleitet, die an "Antennagate" erinnert. Das Unternehmen lud mindestens einen TV-Sender sowie mehrere IT-Medien direkt nach Cupertino, um sein sonst hochgeheimes Testlabor für Produktqualität zu zeigen. Dort würden nicht weniger als fünf Haltbarkeitstests an den Geräten durchgeführt. Angeblich sollen bis zu 30.000 iPhone-6- und 6-Plus-Modelle durch "Torture Tests" gegangen sein, bei denen unter anderem auch das "Worst Case"-Szenario, das Sitzen auf einem iPhone, das in der Hosentasche auch noch leicht gebogen ist, überprüft wird.

Hardware-Engineering-Chef Dan Riccio sagte während des Rundgangs, jedes Handy verbiege sich, wenn man nur genügend Kraft anlege. Wie viel das iPhone 6 Plus hier aushält, will der Konzern aber nicht kommunizieren – Geschäftsgeheimnis. Es gibt aber einen Test, bei dem das Display mit 25 Kilogramm belastet wird. Zudem wird überprüft, wie lange das Gerät beim Biegen wieder in die Ursprungsform zurückkehrt. Apple betonte, das Unternehmen verwende eine spezielle Aluminiumlegierung sowie Stahl- und Titan-Einlagen zur Verstärkung.

Apple macht selbst Verbiegungstests mit dem iPhone 6.

(Bild: The Verge)

In einem weiteren Apple-Statement heißt es zudem, Fälle verbogener iPhones seien "extrem selten". In den ersten sechs Tagen nach Verkaufsstart hätten sich nur neun Kunden mit einem auf diese Art beschädigten iPhone 6 Plus bei Apple gemeldet – von den erwähnten 10 Millionen. Die Anzahl dürfte sich aufgrund der Schlagzeilen aber sicher erhöhen.

Apples weltweiter Marketingboss Phil Schiller sagte gegenüber The Verge, Kunden, die glaubten, von Problemen betroffen zu sein, "die man mit seinem Gerät nicht haben sollte", könnten sich an AppleCare oder die nächstgelegene Genius Bar im Apple Store wenden. Dort werden die Geräte dann einer visuellen Inspektion unterzogen. "Wenn das Produkt etwas erlebt hat, was es nicht erleben sollte, ist es von der Garantie abgedeckt."

Unterdessen scheint sich Apple auf "Bentgate"-artige Probleme in der Zukunft vorzubereiten. Wie 9to5Mac berichtet, platzierte der Konzern am Donnerstag eine neue Stellenanzeige auf seiner Website. Gesucht wurde ein "Product Design Engineer" für iPod und iPhone, der Teil des "Product Design Structural Analysis Team" werden soll.

Das Unternehmen dürfte womöglich auch seine "Early Field Failure Analysis Group" (EFFA) stärken, deren Aufgabe es ist, Fehler an frühen Generationen von Endkundenprodukten nach dem Verkaufsstart aufzudecken und möglichst geräuschlos in der Produktion zu beheben. Geklappt hat das diesmal augenscheinlich nicht. (bsc)