Elektroschock-Aktivitätstracker soll Verhalten ändern

Im ersten Moment klingt es nach einem Gerät für Masochisten: Der Aktivitätstracker Pavlok gibt auf Wunsch Stromstöße ab, zum Beispiel wenn man sich zu wenig bewegt. Dadurch soll man sein eigenes Verhalten auf Dauer verändern können.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 82 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Den Pavlok-Tracker kann man entweder in einem Armband tragen oder ihn per Pflaster am Körper befestigen.

(Bild: Pavlok)

Selbstzüchtigung ist offenbar beliebter, als man glaubt: Der Stromstoß-Aktivitätstracker Pavlok hat auf der Crowdfinancing-Plattform Indiegogo bereits fast das doppelte der angepeilten Zielsumme von 50.000 US-Dollar eingenommen.

Der Pavlok-Tracker unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von anderen Wearables zur Aktivitätsmessung: Ein eingebauter Beschleunigungssensor misst Schritte und Schlafqualität, per Bluetooth 4.0 kommunziert das Gerät mit Mobilgeräten. Pavloks Alleinstellungsmerkmal ist der "Shock Circuit", der leichte Stromstöße abgibt, laut FAQ vergleichbar mit einem durch statische Aufladung verursachten Stromschlag.

Wann man einen Schlag bekommt, lässt sich einstellen – und zwar, um das eigene Verhalten zu verbessern. Die Bestrafungen sollen sich beliebig einstellen lassen: Wenn man zu einem bestimmten Zeitpunkt eine bestimmte Schrittzahl noch nicht erreicht hat, wenn man eine SMS an den Ex schickt, wenn man einen McDonald's-Laden betritt... Ein offenes API soll weitere kreative Selbstzüchtigungs-Ideen ermöglichen, außerdem kommuniziert das Gerät mit dem Automatisierungsdienst IFTTT.

Der eingebaute Akku soll für 200 Stromstöße reichen.

(Bild: Pavlok)

Auf der Indiegogo-Projektseite geben die Pavlok-Macher an, dass durch die Stromstöße beliebige Verhaltensmuster gebrochen werden können. Dauern soll das zwischen zwei Wochen und 66 Tagen – laut "wissenschaftlichen Studien", die aber nicht näher bezeichnet werden. In der modernen Pädagogik geht man indes davon aus, dass positives Feedback wirkungsvoller ist als negatives

Das Trackermodul soll man nicht nur in einem Armband tragen können, sondern mit speziellen Pflastern an beliebigen Körperstellen. Der eingebaute Akku soll mit einer Ladung 200 Stromschläge austeilen können, was laut Hersteller für vier Tage "typische Benutzung" reicht.

Die Idee für den ungewöhnlichen Aktivitätstracker hatte der ehemalige Stanford-Student Maneesh Sethi. Mit im Pavlok-Team: Der Ingenieur Jim Lynch, der zuvor unter anderem am Lego-Robotik-System Mindstorms und an Roomba-Saugrobotern mitgearbeitet hat.

Europäische Selbstoptimierer können den Pavlok-Tracker inklusive Armband für 175 US-Dollar über Indiegogo vorbestellen. Die Geräte sollen im Juni nächsten Jahres ausgeliefert werden.

(jkj)