NSA-Skandal: Eric Schmidt fürchtet europäischen Protestboykott

Im Silicon Valley wächst die Sorge, der NSA-Skandal könne zu einer Fragmentierung des Netzes und wachsendem Protektionismus in Europa führen. Das wäre schlecht fürs Geschäft.

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NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

Google-Chairman Eric Schmidt fürchtet, dass das Internet durch die NSA-Affäre schweren Schaden nimmt. "Am Ende machen wir das Internet kaputt", sagte Schmidt laut ITWorld im Rahmen eines Gesprächs von Branchenvertretern mit US-Senator Ron Wyden. In der amerikanischen IT-Industrie wächst demnach die Sorge, dass im Ausland der Eindruck entsteht, US-Unternehmen könnten sich nicht gegen die Praktiken der NSA wehren, und ausländische Kunden sich deshalb zurückziehen. Überwachungskritiker Wyden zeigte sich überzeugt, dass das verlorene Vertrauen US-amerikanische Arbeitsplätze kosten werde.

Colin Stretch von Facebook erklärte demnach, das Internet funktioniere ohne Grenzen am besten und könne sein ganzes Potenzial nicht ausschöpfen, falls es zwischen Staaten Hindernisse gebe. Sollte sich als Reaktion auf die NSA-Spionage die Tendenz festigen, Daten möglichst national zu speichern – wie das etwa in Deutschland oder Brasilien gefordert wurde – würde das Internet für die Nutzer langsamer. Internetdienste könnten dann auch nicht mehr so einfach wachsen wie bisher. "Ein Netzwerk mit Rechenzentren überall auf der Welt kostet mehr", rechnet Stretch vor.

Gleichzeitig fürchten die Unternehmensvertreter Konsequenzen für ihre eigenen Angebote. Vor mehr Protektionismus etwa warnte Google-Vertreter Schmidt: Er sei sehr besorgt, "dass es eine Art 'Kauft-Europäisch'-Bewegung geben könnte". Auch deswegen plädierten die Unternehmensvertreter für Reformen in den USA, um die Überwachung einzudämmen. Wyden äußerte demnach Hoffnung, dass der dafür gedachte USA Freedom Act noch dieses Jahr verabschiedet wird. Der ist jedoch bereits so verwässert, dass er die weltweiten Bedenken nicht ausräumen dürfte. (mho)