Apple stellt OS X 10.10 zum Download bereit

Nach einer öffentlichen Betaphase von rund drei Monaten können Anwender ihre Macs nun auf "Yosemite" upgraden. Neben dem – an iOS angelehnten – Design hat Apple vor allem den Datenaustausch zwischen Desktop- und Mobil-Geräten verbessert.

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AirDrop funktioniert nun auch zwischen Macs und iOS-Geräten.

Im Rahmen einer Pressekonferenz hat Apple am Donnerstagabend die finale Version von OS X Yosemite angekündigt (siehe Mac & i-Liveticker). Der Download steht kostenlos im Mac App Store bereit. Das Update lässt sich auf allen Macs installieren, die auch mit OS X Mountain Lion oder Mavericks zurechtkommen.

Die Bedienoberfläche wurde deutlich stärker überarbeitet als bei vorherigen Versionen. Mit seinen flachen Buttons und Fenstern sowie transluzentem Milchglaseffekt gleicht OS X jetzt stark der Anmutung von iOS. Das Dock ist – wie einst bis OS X 10.5 – wieder zweidimensional und die Systemschrift Lucida Grande der Helvetica Neue gewichen. Zudem sind viele Icons jetzt bunter und flacher.

Apple verbessert mit dem Update vor allem die Zusammenarbeit zwischen Macs und iOS-Geräten. Beherrschen diese Bluetooth 4 LE, funktioniert der Datenaustausch über AirDrop nun über die Plattformgrenzen hinweg. Befinden sich die Geräte nicht im WLAN, bauen sie untereinander eine Ad-hoc-WLAN-Verbindung auf. Mittels Continuity können Anwender auf einem Gerät begonnene Aufgaben nun auf einem anderen fortsetzen. So lassen sich am iPhone eingehende Anrufe mit einem Mac annehmen oder auch Anrufe direkt über den Mac initiieren – wenn das Smartphone in Blueooth-Reichweite liegt. Die Funktion Handoff sorgt dafür, dass man beispielsweise am iPhone angefangene Mails oder Dokumente auf dem Mac zu Ende schreiben kann.

AirDrop funktioniert nun auch zwischen Macs und iOS-Geräten.

Neu ist auch das iCloud Drive, Apples Antwort auf Dropbox und andere Cloud-Speicherdienste. Bislang konnten lediglich iCloud-kompatible Anwendungen auf ihre Dokumente zugreifen, nun hat der Nutzer über einen Ordner im Finder vollen Zugriff auf alle Daten. Im Unterschied zur Cloud-Konkurrenz lassen sich Dokumente aber nur mit Geräten teilen, die mit derselben Apple-ID verknüpft sind; öffentliche Links gibt es bislang nicht. Die ersten 5 GByte sind kostenlos, 20 GByte kosten 1 Euro, 200 GByte 4 Euro pro Monat. Wer nicht alle Geräte auf OS X 10.10 und iOS 8 aktualisiert oder iCloud für Windows in Version 4.0 installiert hat, sollte iCloud Drive derzeit nicht aktivieren.

Mit Mail Drop lassen sich Mail-Anhänge ab rund 21 MByte Größe automatisch auf das iCloud Drive auslagern. Apple Mail zeigt so ausgelagerte Dateien wie herkömmliche Anhänge an. Nutzer anderer Mail-Clients sehen einen Download-Link, der 30 Tage gültig ist.

Innerhalb von Mail kann man PDFs und Bilder jetzt auch direkt im Programm mit Kommentaren versehen, statt wie bisher eine externe Anwendung wie Vorschau dazu zu verwenden. Die Markierungen genannte Funktion ist mit Bearbeitungswerkzeugen wie Pfeilen, einer Vergrößerungslupe, Text, Signatur, geometrische Formen und einem Beschneiden-Tool ausgestattet.

Mit Mails Markierungen-Funktion kann man direkt im Programm Bilder mit Anmerkungen versehen.

Safari gleicht unter OS X nun stark der iPad-Version. Wie dort gibt es eine grafische Übersicht der Website-Favoriten. Die Seitenübersicht zeigt Vorschaubilder aller geöffneten Tabs und listet die Tabs der Geräte auf, die mit der selben Apple-ID verknüpft sind. Das Adressfeld zeigt standardmäßig nur noch die Haupt-Domain an und verrät erst beim Klick darauf die gesamte URL. Apple hat Safari wieder einen rudimentären RSS-Reader spendiert. Ende 2012 hatte der Hersteller jegliche RSS-Funktionen aus OS X verbannt. Auf technischer Seite unterstützt die neue Version HTML5 Premium Video, um kopiergeschützte Filme ohne Plug-in betrachten zu können, und die 3D-JavaScript-API WebGL ist nun standardmäßig aktiviert.

Die systemweite Suchfunktion Spotlight erscheint nunmehr zentriert auf dem Bildschirm und sucht online in der Wikipedia sowie bei der Internetsuchmaschine Bing. In der Mitteilungszentrale hält die von iOS bekannte Heute-Ansicht Einzug, die sich mit Widgets wie Wetter, Taschenrechner oder Termine individuell gestalten lässt.

Spotlight erscheint nun zentriert auf dem Bildschirm.

Ein große Neuerung unter der Haube sind die Erweiterungen (Extensions). Über diese können Programmierer die Mitteilungszentrale, das Freigabe-Menü, den Finder und Aktionen mit zusätzlichen Funktionen erweitern. Mit Aktionen lassen sich Inhalte in einer App mit einer anderen Anwendung bearbeiten – die Markierungen in Apple Mail sind eine solche Aktion.

Neu ist auch JavaScript for Automation. Es stellt eine moderne Alternative zu AppleScript dar und erlaubt es, Anwendungen fernzusteuern. Der AppleScript-Editor wurde entsprechend in Skript-Editor umbenannt.

Den Finder hat Apple nur geringfügig überarbeitet, unter anderem kann er nun mehrere Dateien gleichzeitig umbenennen. Die Nachrichten-App versendet wie iOS 8 kurze Sprachaufzeichnungen; Teilnehmer lassen sich nun auch nachträglich noch zu Chats hinzufügen respektive wieder entfernen.

Anwender sollten etwas Zeit für das Update einplanen. Erfahrungsgemäß dauert die Installation rund 30 Minuten. Zudem ist es ratsam, zuvor ein Backup aller Daten zu veranlassen – falls man nicht eh Time Machine einsetzt.

OS X Yosemite (Bilderstrecke) (13 Bilder)

Craig Federighi stellt OS X Yosemite vor.

Im Yosemite-Schwerpunkt in Heft 6/2014 (ab 27.10. im Heise-Shop bestellbar) widmet sich Mac & i ausführlich allen neuen Funktionen von OS X 10.10 Yosemite und gibt viele Tipps für den Alltag. (wre)