Razzia bei Betreibern des Filmportals Kinox.to

In vier Bundesländern führte die Polizei Großrazzien gegen die Betreiber des Filmportals durch. Die Hauptverdächtigen sind auf der Flucht.

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Die Betreiber von kinox.to versuchen IP-Sperren in Österreich technisch zu unterlaufen.

Mit einer groß angelegten Razzia hat die Generalstaatsanwaltschaft Dresden versucht, die Betreiber des Filmportals Kinox.to festnehmen zu lassen. Wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel meldet, hätten sächsische Ermittler am Mittwoch der vergangenen Woche sechs Wohn- und Geschäftsräume durchsucht. Die beiden mutmaßlichen Hauptverantwortlichen, zwei Brüder im Alter von 25 und 21 Jahren, trafen sie jedoch nicht im Haus ihrer Eltern in der Nähe von Lübeck an.

Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden neben gewerbsmäßiger Urheberrechtsverletzung und Steuerhinterziehung auch räuberische Erpressung und Brandstiftung vor. Nach den Flüchtigen werde nun europaweit gefahndet. Zwei weitere mutmaßliche Beteiligte wurden im Raum Neuss und Düsseldorf festgenommen.

Nach Informationen des Spiegel unterhielten die Kinox.to-Betreiber Kontakte zu den Verantwortlichen der Vorgängerseite Kino.to, die Mitte 2012 zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt wurden. Kinox.to zähle bei den Seitenaufrufen zu den Top 50 der deutschsprachigen Webseiten. Dort werden die Filmangebote nicht selbst gehostet, sondern lediglich Links zu Abrufquellen gelistet. Neben Kinox.to sollen die Betreiber weitere Web-Seiten zur illegalen Verbreitung urheberrechtlich geschützten Materials unterhalten. Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) rechnet in einem Schreiben an ihre Mitglieder die Seiten movie4k.to, boerse.sx und mygully.com ebenfalls dem Kreis von kinox.to zu. Zudem sollen sie die Filehoster freakshare.com und bitshare.com betrieben haben.

Gelder sollen die Betreiber über Online-Werbung und den Verkauf von Premium-Accounts verdienen. Bereits im Juni 2013 deckte die Welt am Sonntag ein weit reichendes internationales Netzwerk auf, das Gelder von dem im lateinamerikanischem Belize ansässigen Bitshare sowie den in der Schweiz ansässigen Dienstleister Micropayment AG auf zwei Konten der Berliner Commerzbank verschob. Im Zuge der Kinox.to-Razzia seien nun Vermögenswerte bei einem Zahlungsdienstleister in Berlin sichergestellt worden. Laut GVU belaufe sich allein die Höhe der hinterzogenen Steuern auf 1,3 Millionen Euro.

Das Portal kinox.to ist wie die übrigen genannten Betreiberseiten in Deutschland weiterhin online erreichbar. In einer aktuellen Meldung weisen die Betreiber jedwede Urheberrechtsverletzungen von sich, da sie nur Links zu Filmen weiterleiten würden. In Österreich sind die Seiten kinox.to und movie4k.to jedoch seit Anfang des Monats gesperrt. Nach einer Entscheidung des OGH zur Internetzensur kann in Österreich einem Provider untersagt werden, den Zugang zu einer Webseite zu vermitteln, sobald ein Dritter behauptet, durch diese in seinen Rechten verletzt zu werden. Eine unabhängige Prüfung ist nicht vorgesehen. Auch auf EU-Ebene können solche Seiten nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes auf Antrag gesperrt werden.

Die Kölner Anwaltskanzlei Wilde Beuger Solmecke warnt Nutzer besagter Seiten jedoch, "dass die Staatsanwaltschaft schon bald Zugriff auf die jeweiligen Server haben wird" und verweist auf eine Warnung des Portals Tarnkappe.info. Diese vermutet, entsprechende Seiten könnten als Honeypot genutzt werden, um IP-Adressen und andere Nutzerdaten zu sammeln. Rechtsanwalt Christian Solmecke hält eine solche Vorgehensweise jedoch für ungewöhnlich. Seiner Meinung nach sei der Konsum von Streaming-Diensten nicht rechtswidrig. Er stützt sich dabei auf die gerichtlichen Entscheidungen in Folge der Redtube-Abmahnungen. Die GVU teilt diese Rechtsauffassung allerdings nicht. (hag)