Leistungsschub beim Macintosh erwartet

Auf der am Montag beginnenden Seybold-Konferenz, dem Mekka der Publishing-Branche, will Apple "größere Neuigkeiten" verkünden.

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Von
  • Christian Persson

Auf der am Montag in San Francisco beginnenden Seybold-Konferenz, dem Mekka der Publishing-Branche, will Apple "größere Neuigkeiten" verkünden. Soviel immerhin hat Pressesprecherin Rhona Hamilton den bohrenden Journalisten im Voraus verraten. Doch wie immer bei Apple gab es No Comment zu irgendwelchen Detailfragen bezüglich der speziellen Keynote, die iCEO Steve Jobs am Dienstag halten wird. Die Fachpresse in den USA, wo Apple mittlerweile wieder als Trendsetter der PC-Branche gilt, spekuliert auf Basis von Gerüchten und unbestätigten Insider-Informationen über die Dinge, die da kommen werden.

Als sicher darf gelten, dass Jobs keine Rede halten würde, wenn er nicht einen Knüller zu bieten hätte. Man rechnet fest damit, dass Apple vor der Weihnachtssaison seine Desktop-Modelle aktualisieren wird. Zur professionell orientierten Seybold-Konferenz würde am besten die Auffrischung der im Januar eingeführten G3-Reihe passen. Gegenüber den neuesten Intel-basierenden PCs mit 600-MHz-Pentium III ist Apples Profi-Reihe, die derzeit mit maximal 450 MHz aufwarten kann, leistungsmäßig ein wenig ins Hintertreffen geraten. Nach c't-Analysen (in der aktuellen Ausgabe 18/99) entspricht das Leistungsniveau des PPC750/400 bei Integer etwa dem eines Pentium III/500, bei Gleitkomma etwa dem eines Pentium III/550.

Das Mindeste, was Apple ankündigen müßte, wären also PPC750-Prozessoren mit höheren Taktfrequenzen. Da sich die Chip-Lieferanten IBM und Motorola diesbezüglich verdächtig still verhalten, unterstellen einige Beobachter eine Absprache mit Apple, um den Überraschungseffekt zu sichern. Motorola wird aber zugetraut, Chips mit bis zu 550 MHz produzieren zu können. Ein IBM-Manager hat sogar angedeutet, dass 600 MHz beim PPC750 im Bereich des Möglichen lägen.

Vor allem aber könnte der lang erwartete PPC 7400 mit der von Motorola entwickelten Architekturerweiterung AltiVec den großen Performance-Durchbruch für Apple bringen, wenn er denn in Stückzahlen lieferbar ist. Die Vektor-Recheneinheit mit 32 128-Bit-Registern wird Intels ISSE (nur 8 Register) und AMDs 3DNow! nach allen vorliegenden Information an Wirksamkeit weit übertreffen. In einer Prototyp-Vorführung auf Apples Developer Conference im Mai war die Rede von einer Leistungsverdopplung in "Real-World"-Applikationen gegenüber dem PPC750 mit gleicher Taktfrequenz. Ein begeisterter Entwickler von Bildanalyse-Software berichtete gar von einer Verfünffachung, die ihm schon nach schneller Anpassung seiner Software gelungen sei.

Viele Software-Hersteller haben sich jedenfalls auf AltiVec eingestellt, zumal Entwicklungssoftware schon seit einiger Zeit zur VerfĂĽgung steht. Apple wird die AltiVec-Optionen vermutlich sogleich in Mac OS, OpenGL und QuickTime zum Zuge bringen, so dass die Leistungssteigerung in etlichen Applikationen unmittelbar fĂĽr den Anwender spĂĽrbar werden dĂĽrfte.

Auch Apples mittlerweile zwei Millionen mal verkaufter iMac steht jetzt nach Meinung vieler Beobachter zur Aktualisierung an, obwohl er in seiner jetzigen Form noch die Absatzhitparade im US-Einzel- und Versandhandel anführt. Das nächste iMac-Modell dürfte einen schnelleren Prozessor bieten, dazu vermutlich einen FireWire-Port, DVD statt CD-ROM und vielleicht eine Upgrade-Option auf das drahtlose Netzwerk ("AirPort"), das Apple mit dem iBook vorgestellt hat. Eine Vergrößerung des Monitors auf 17 Zoll wird ebenfalls für möglich gehalten. Eher fraglich ist aber, ob Apple die Seybold-Konferenz als passende Gelegenheit für eine Ankündigung zum Consumer-Modell iMac ansieht.

Neben neuer Hardware wird Steve Jobs in der Keynote wahrscheinlich die nächste Mac OS-Version 9 ("Sonata") vorführen, die im Herbst auf den Markt kommt, und den aktuellen Stand von Mac OS X demonstrieren. Eventuell gibt es neue Features von Apples integrierter Suchmaschine Sherlock zu sehen. Ganz sicher dürfte QuickTime TV eine Rolle spielen, Apples Netzwerk zur Verbreitung von Streaming Content im Internet, dem die Kooperation mit Akamai zu einer leistungsfähigen Infrastruktur verhelfen soll.

Apples Rolle auf der Seybold-Konferenz ist jedenfalls wieder unbestritten die eines Branchenführers. Obwohl Windows NT längst zu einer festen Größe in der Publishing-Branche geworden ist, redet niemand mehr davon, daß Microsoft im Begriff sei, dieses Kerngeschäft Apples im Sturm zu erobern. Das war vor zwei Jahren anders. (cp)