Callcenter-Dienstleister SNT schließt Standort in Greifswald

Weil der Standort Greifswald "im Nordosten abseits schneller Reiserouten liegt" und nur beschränktes Wachstum erlaubt, macht der Dienstleister SNT sein dortiges Call Center dicht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 65 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Der Callcenter-Anbieter SNT will seinen Standort im mecklenburg-vorpommerschen Greifswald schließen. Aktuell sind dort noch 283 Mitarbeiter für das Unternehmen tätig. Gespräche mit dem Betriebsrat über einen Interessenausgleich sowie einen Sozialplan liefen bereits, teilte das Unternehmen mit. So werde auch erwogen, Greifswalder Mitarbeitern Stellen an anderen Standorten wie etwa Neubrandenburg anzubieten.

Ist Greifwald zu abgelegen für den Betrieb eines wachstumsstarken Call Centers? Oder ist es doch das Ende der Förderung?

(Bild: dpa, Patrick Pleul)

SNT begründete den Schritt unter anderem mit der schlechten Erreichbarkeit des Standortes, "der im Nordosten abseits schneller Reiserouten liegt“. Auftraggeber hätten dadurch erheblichen zeitlichen Mehraufwand bei Standortbesichtigungen oder Schulungen vor Ort. Zudem seien die Wachstumsmöglichkeiten beschränkt. Zum Ende des ersten Quartals 2015 solle die Schließung abgewickelt sein.

Einem Bericht der Ostseezeitung zufolge flossen allerdings auch vom Land Mecklenburg-Vorpommern 1,28 Millionen Euro für die Einrichtung und Erweiterung des Standortes in Greifswald. Kurz nachdem diese zweckgebundene Förderung auslief, soll die Unternehmensleitung die Schließungspläne bekanntgegeben haben. Ein Anfrage von heise online an SNT, ob auch das Förderungsende den Ausschlag gab, blieb bislang ohne Antwort.

Der ab Januar geltende Mindestlohn von 8,50 Euro sei jedenfalls nicht Grundlage für die Entscheidung gewesen, teilte SNT dem NDR mit. Vielmehr kündigte das Unternehmen an, auf Wachstumskurs zu gehen und weitere Stellen zu schaffen. Derzeit wären rund 300 Stellen ausgeschrieben. Laut eigenen Angaben ist SNT eine Tochtergesellschaft des niederländischen KPN-Konzerns und beschäftigt deutschlandweit 3500 Mitarbeiter an sieben Standorten.

[UPDATE, 31.10.2014, 18:00]

Eine Sprecherin der SNT hat die Berichterstattung über Fördermittel des Landes gegenüber heise online zurückgewiesen. Vielmehr habe SNT Deutschland den damals unter info.portal GmbH firmierenden Betrieb in Greifswald Ende 2003 erworben. Nach dem Erwerb durch die SNT seien 2004 und 2005 sachkostenbezogene Fördermittel in Höhe von 161.221 Euro geflossen, die noch auf einen Antrag vor der Übernahme zurückgingen. Im Anschluss habe das Land lohnkostenbezogene Fördermittel im Gesamtbetrag von 284.400 Euro gezahlt, die 2007 beantragt wurden. Eine Zusammenhang zwischen auslaufenden Förderungen und der Entscheidung gegen den Standort bestehe nicht, betonte die Sprecherin. (axk)