SpaceShipTwo: Virgin Galactic bestätigt Todesfall

Virgin Galactic hat offiziell bestätigt, dass beim Absturz des SpaceShipTwo einer der beiden Testpiloten ums Leben gekommen ist.

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Nach dem Absturz des SpaceShipTwo am Freitag hat Virgin Galactic seine Website noch am selben Tag offline genommen. Sie wurde durch eine Stellungnahme ersetzt. Darin wird der Tod eines Testpiloten bestätigt. Die Mitteilung stellt das Unternehmen Scaled Composites in den Vordergrund. Diese Firma entwickelt das Fluggerät und führt die entsprechenden Tests durch.

Das SpaceShipTwo bei seinem ersten Überschallflug im Januar 2014.

(Bild: MarsScientific.com/Clay Center Observatory)

"Virgin Galactics Partner Scaled Composites hat heute einen motorgetriebenen Testflug des SpaceShipTwo durchgeführt. Dabei erlitt das Fahrzeug eine ernsthafte Anomalie, welche zum Verlust (des SpaceShipTwo) geführt hat", schreibt Virgin Galactic. "Lokale Behörden haben bestätigt, dass einer der beiden Scaled-Composites-Piloten bei dem Unfall gestorben ist. Der andere Pilot ist per Fallschirm zu Boden gelangt und wird in einem örtlichen Krankenhaus behandelt."

Der tragisch verlaufene Testflug am Freitag war der 33. Testflug des SpaceShipTwo. Es dürfte aber der allererste Testflug mit einem neuen Antrieb gewesen sein. Virgin-Gründer Richard Branson soll in den Morgenstunden (Ortszeit) in der Region eintreffen. Etwa zur gleichen Zeit möchte auch die Verkehrssicherheitsbehörde NTSB ihre Ermittlungen aufnehmen.

Vor zehn Jahren, am 4. Oktober 2004, hat Scaled Composites den Ansari XPRIZE gewonnen. Damals war es innerhalb weniger Tage zweimal gelungen, mit dem kleineren SpaceShipOne mehr als 100 Kilometer über dem Meeresspiegel zu erreichen. In dieser Höhe verläuft die gedachte Kármán-Linie, anhand derer zwischen Luftfahrt und Raumfahrt unterschieden wird. Scaled Composites steht seit 2007 zur Gänze im Eigentum des Waffen- und Luftfahrtkonzerns Northrop Grumman.

2004 kündigte Virgin-Chef Richard Branson an, ab 2007 kommerzielle Flüge ins All betreiben zu wollen. Dafür gründete die Virgin Group die Firma Virgin Galactic, an der sich inzwischen auch das Emirat Abu Dhabi beteiligt hat. Als Vehikel sollte eine vergrößerte Version des SpaceShipOne dienen. Die Umsetzung dieses Plans hat sich jedoch als weitaus schwieriger erwiesen als damals angenommen.

Am 26. Juli 2007 starben drei Ingenieure bei einem Test am Raketenantrieb. Dabei sollte eigentlich gar kein Treibstoff gezündet werden. Es explodierte ein Tank mit Stickstoffoxiden.

2009 begannen die Testflüge. Auch das SpaceShipTwo flog selbst. Doch wurde der Antrieb nie lange genug gefeuert, um ins All vorzudringen. Unter der Prämisse "Sicherheit geht vor" musste Virgin Galactic die Aufnahme der Touristenflüge immer wieder verschieben. Trotzdem wurden über 800 Tickets zum Preis von 200.000 bis 250.000 US-Dollar verkauft. Mit der weitgehenden Entfernung der Website dürfte der Ticketvertrieb vorerst gestoppt sein.

Im Mai 2014 wurde schließlich ein Umstieg auf einen anderen Treibstoff angekündigt. Das bedingt aber einen neuen Motor. Indirekt wurde damit erstmals öffentlich eingestanden, dass der für das kleine SpaceShipOne ausreichende Antrieb nicht auf das größere SpaceShipTwo skaliert.

Eine besondere Herausforderung für den neuen Motor ist, dass das Fluggerät bereits vorhanden ist. Es muss also der Motor an das Fahrzeug angepasst werden und nicht umgekehrt. Ob diese oder ganz andere Umstände für das Unglück beim ersten Testflug verantwortlich sind, sollen die behördlichen Ermittlungen klären.

Im September hat Richard Branson in einer US-Fernsehsendung noch eine optimistische Prognose abgegeben: Der Jungfernflug ins All, welchen er für sich und seine erwachsenen Kinder reserviert hat, werde voraussichtlich im März starten. Das tragische Unglück macht diesen Termin obsolet.

(ds)