Händetrockner verbreiten Bakterien

Sie gelten als praktisch und umweltfreundlich, weil sie Papier sparen. Doch das Gebläse von Handtrocknern kann Keime verteilen, fanden britische Forscher heraus.

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Sie gelten als praktisch und umweltfreundlich, weil sie Papier sparen. Doch das Gebläse von Handtrocknern kann Keime verteilen, fanden britische Forscher heraus.

Wer eine öffentliche Toilette besucht, stößt neben den Waschbecken oft auf elektrische Händetrockner, die ähnlich wie ein Föhn arbeiten und mittels starkem Gebläse die Finger, Hände und gegebenenfalls Unterarme von Wasser befreien. Die Geräte gelten als praktisch und umweltfreundlich, weil bei ihrer Verwendung die üblichen Einwegpapiertücher, mit denen man sich sonst die Hände abtupfen müsste, wegfallen – die generieren schließlich jede Menge Recyclingmüll.

Wissenschaftler an der Universität von Leeds haben nun in einer Untersuchung, die im "Journal of Hospital Infection" erschienen ist, gezeigt, dass die Geräte nicht immer unproblematisch sind. Der Grund: der generierte Luftzug kann auch Bakterien und andere Keime im Raum verbreiten, sollten die Hände zuvor beim Waschen nicht ausreichend gereinigt worden sein.

Hinweisschild in einem Waschraum: Viele Menschen "vergessen" das Händewaschen ganz.

(Bild: Marshall Astor / Flickr / cc-by-sa-2.0)

In einem Versuch wurden die Hände von Probanden zunächst mit einem harmlosen Milchsäurebakterien (Lactobacillus) benetzt. Dann verwendeten sie einen der Händetrockner und die Forschergruppe um den Mikrobiologen E.L. Best und den Medizinprofessor Mark Wilcox nahm anschließend Raumluftproben. Das Ergebnis: Die Anzahl der Milchsäurebakterien war 27 Mal größer als in einem Badezimmer, in dem nur herkömmlichen Papierhandtücher eingesetzt wurden. Zudem waren Bakterien auch noch 15 Minuten nach der Trocknung in der Raumluft vorhanden.

Es gibt allerdings Unterschiede zwischen verschiedenen Händetrocknern. Geräte mit besonders hoher Leistung, die gerne als Jettrockner vermarktet werden und die Hände in wenigen Sekunden feuchtfrei machen sollen, verteilten viereinhalb mal so viele Bakterien in der Raumluft als Warmlufttrockner, die eher sanft blasen, aber auch länger für den Vorgang benötigen.

Statt Handtrocknern empfehlen die Forscher das klassische Papier.

(Bild: Sean MacEntee / Flickr / cc-by-2.0)

Industrievertreter halten die Studie von Best und Co. indes für unrealistisch. So hätten die Forscher zu große Bakterienmengen aufgebracht und die Probanden hätten sich die Hände eben nicht gewaschen und außerdem Handschuhe getragen. Gegenüber dem britischen "Telegraph" sagte ein Sprecher eines Herstellers, er halte die Studie für "mangelhaft".

Beachtenswert ist auch, dass die Studie mit Mittel des European Tissue Symposium, einer Gruppe von Papiertücherherstellern, durchgeführt wurde. Allerdings gibt es weitere Studien, die zeigen, dass das Trocknen mit Papier zu weniger Bakterienverbreitung führt, wenn man sie richtig verwendet. Grundsätzlich sollte man die Hände so trocken wie möglich machen, damit keine Bakterienspuren aus dem Wasser mehr übrig bleiben.

Klar ist aber auch, dass man sich vor den Händetrocknern nicht fürchten muss. Die potenzielle Gefahr, die von den Geräten ausgeht, ist wesentlich geringer als jene, die gänzlich ungewaschene Hände erzeugen – von der Tröpfchenübertragung bis zur Schmierinfektion.

Kind am Spülbecken: Früh übt sich.

(Bild: Nick Nguyen / Flickr / cc-by-sa-2.0)

Und hier hapert es auch noch gewaltig, selbst im hygieneverliebten Europa: Laut einer Studie, die britische Forscher um 2010 unter 200.000 Personen durchführten, die das WC von Autoraststätten aufgesucht hatten, wusch sich nur jeder dritte Mann die Hände mit Seife und Wasser, bei den Frauen waren es 64 Prozent. Ganz schön eklig.

Und auch in Krankenhäusern, wo multiresistente Keime (MRSA), gegen die Antibiotika nichts mehr ausrichten können, zunehmend vorkommen und Patienten gefährden, hält sich das Pflegepersonal nicht immer an die so wichtigen Waschregeln, wie zuletzt eine große Artikelserie verschiedener deutscher Medien ans Tageslicht brachte.

In Frankreich, wo MRSA vor wenigen Jahren noch ein großes Problem darstellten, wird mittlerweile deutlich penibler kontrolliert – und Krankenhäuser bekommen sogar Noten für ihre Hygiene. Vielleicht wären die auch für öffentliche Toiletten sinnvoll – mit und ohne Händetrockner. (bsc)