Supercomputer JUSTUS an der Ulmer Universität eingeweiht

Der neu eingeweihte JUSTUS soll für die Universität Ulm vor allem chemische Simulationen fahren. Dabei helfen dem neuen Supercomputer gut 1000 SSDs.

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Supercomputer JUSTUS an der Ulmer Universität eingeweiht

11 Racks von NEC bringen JUSTUS auf 217 TFlops im Linpack (273 TFlops Peak)

(Bild: Elvira Eberhardt/k)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Stiller

Heute wurde mit einem kleinen Festakt JUSTUS an der Universität Ulm eingeweiht, benannt nach dem Chemiker Justus von Liebig. Schon im Testbetrieb hat der 7 Tonnen schwere Rechner, aufgebaut in 11 Racks, gezeigt, was in ihm steckt: Mit 218 TFlops Rechenleistung im Linpack-Benchmark konnte er Platz 275 auf der neuesten Top500-Liste der Supercomputer vom November 2014 belegen – vor nicht einmal 10 Jahren wäre er damit sogar Spitzenreiter gewesen.

Nicht die unverhältnismäßig teuren Haswell-Prozessoren mit 14 Kernen rechnen hier, sondern die weit preiswerteren 8-Kerner Xeon E5-2630v3 mit einem Basistakt von 2,4 GHz. In schwäbischen Ulm wurde spitz gerechnet, um das beste Preis/Performance-Verhältnis mit dem Etat von 3 Millionen Euro (je zur Hälfte vom Land Baden-Württemberg und der DFG) hinzubekommen. Insbesondere hat der von NEC aufgebaute Rechner eine Besonderheit, die vom Linpack überhaupt nicht berücksichtigt wird, von denen aber die geplanten chemischen Simulationen erheblich profitieren können. Denn knapp die Hälfte seiner 444 Rechenknoten ist mit vier lokalen SSDs (im Raid 0) bestückt, eine jede mit 240 GByte Kapazität.

Sein Hauptjob, so Professor Dr. Stefan Wesner, Leiter des Kommunikations- und Informationszentrum (kiz) an der Universität Ulm ist es eben, "mit Hilfe von Computer-Simulationen komplexe chemische Prozesse nachzuvollziehen". Und wenn man schon einen grünen Ministerpräsidenten hat, dann muss man ganz besonders auf die Ökologie achten: Die wassergekühlten GreenGem-Racks von NEC mit ihrem maximalen 161 kW können bis zu 24°C Außentemperatur mit ruhiger, freier Kühlung durch Wärmetauscher arbeiten. Außerdem werden sie durch (zugekaufte Schweizer) Wasserkraft gespeist.

Baden-Württemberg geht als einzelnes Bundesland im Hi-Tech-Bereich ziemlich voran. So wird derzeit das Landeshochschulnetz BelWü mit 100 GBit/s ausgebaut, wofür auch Prof. Wesner vom kiz mitverantwortlich zeichnet. JUSTUS ist auch nur der erste von vier Großrechnern an baden-württembergischen Universitäten, die im Rahmen von bwForCluster/bwHPC geplant sind. Heidelberg/Mannheim, Freiburg und Tübingen sollen bald folgen. Daneben gibt es noch die beiden mit dem Bund abgestimmten Großzentren, eins in Württemberg und eins in Baden: das HLRS in Stuttgart und das KIT in Karlsruhe. Der Hornet des HLRS – derzeit mit 2,76 Pflops Platz 16 auf der Top500-Liste – wird derzeit noch weiter ausgebaut und soll im Frühjahr 2015 mehr als die doppelte Rechenleistung liefern. Und das KIT plant einen energieeffizienten, heißwassergekühlten, neuen Rechner, ähnlich wie der SuperMUC in München/Garching. (as)