Amazon-Mitarbeiter erneut im Ausstand
Das Weihnachtsgeschäft läuft auf Hochtouren. Aber am Standort Bad Hersfeld haben Amazon-Mitarbeiter erneut die Arbeit niedergelegt.
Mitten in der Vorweihnachtszeit haben die Mitarbeiter des Versandhändlers Amazon am Standort Bad Hersfeld erneut die Arbeit niedergelegt. Sie folgten damit einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi, am Montag mit dem Beginn der Frühschicht ab Mitternacht zu streiken. Am frühen Morgen hätten vor zwei Werkstoren rund 30 Mitarbeiter gestanden, sagte eine Verdi-Sprecherin laut dpa. Die Mehrzahl der Streikenden werde zu einer Kundgebung um 9 Uhr erwartet.
Der Ausstand soll nach Angaben der Verdi-Sprecherin den ganzen Tag über andauern. Ob der Streik auch am Dienstag fortgesetzt oder andere Standorte sich dem Arbeitskampf anschließen, wollte sie nicht sagen. Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger erklärte in einer Mitteilung: "Solange Amazon den Beschäftigten den Respekt und Schutz durch Tarifverträge verweigert, werden wir den Druck aufrechterhalten". Mit den Weihnachtsangeboten sei der Arbeitsdruck noch einmal deutlich angestiegen.
Die Gewerkschaft versucht seit mehr als einem Jahr, den Online-Versandhändler mit Streiks zu Tarifverhandlungen zu den Bedingungen des Einzelhandels zu bewegen. Bislang besteht an keinem Standort von Amazon Tarifbindung, Verdi will sie mit Streiks erzwingen und mit der Bezahlung nach Einzelhandels-Tarif auch tarifliches Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Nachtarbeits-, Sonn- und Feiertagszuschläge erreichen.
Am 1. November waren die bislang letzten Streiks ohne Ergebnis zu Ende gegangen, bei denen an mehreren Tagen an bis zu fünf Standorten gestreikt wurde. Amazon müsse damit rechnen, dass sie keine ruhige Minute mehr haben", hatte Thomas Schneider von Verdi betont. Zu jeder Zeit und an jedem Ort könnte die Arbeit niedergelegt werden. Bei dem Streik im Oktober sollen laut Verdi jeden Tag rund 2000 der bundesweit 9000 Amazon-Beschäftigten dem Aufruf gefolgt sein. Laut Amazon beteiligten sich zu Hochzeiten zwischen 1400 Mitarbeiter und 1650 Beschäftigte an dem Arbeitskampf.
Amazon lehnt Verhandlungen mit Verdi ab und sieht sich selbst als Logistiker. Das Unternehmen beschäftigt an bundesweit neun Standorten mehr als 9000 Mitarbeiter und betont immer wieder, diese würde angemessen entlohnt. Die Mitarbeiter erhielten Löhne "am oberen Ende" der Gehaltsskala in der Logistikbranche, erklärte der Leiter des Amazon-Logistikzentrums Brieselang, Karsten Müller, Mitte November.
[Update 08.12.2014 12:26]:
Laut Verdi beteiligten sich am heutigen Montag insgesamt 300 Mitarbeiter am Streik in Bad Hersfeld. Am Dienstag soll an diesem Amazon-Standort wieder normal gearbeitet werden, wie Gewerkschaftssekretärin Mechthild Middeke gegenüber dpa sagte. Ob in den nächsten Tagen an anderen Standort zu weiteren Ausständen aufgerufen wird, ließ sie offen.
Amazon teilte mit, dass es wegen Streiks zu keinen verspäteten Auslieferungen kommen werde. "Amazon wird sein Lieferversprechen an Kunden mit Hilfe des europäisches Logistiknetzwerk aus 28 Logistikzentren in sieben Ländern einschließlich Großbritannien, Frankreich, Polen und der Tschechischen Republik einhalten", sagte Amazon-Sprecherin Anette Nachbar.
[Update 08.12.2014 14:10]:
Mittlerweile erhöhte Verdi den Druck: Die Dienstleistungsgewerkschaft rief am Montag auch die Beschäftigten der Spätschicht am Amazon-Standort in Leipzig zum Streik auf. (jk)