Unveröffentlichter Asimov-Essay entdeckt

In einem lange verschollenen Aufsatz macht sich Isaac Asimov Gedanken darüber, wie neue Ideen entstehen. Von Brainstorming hält er nicht viel.

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Mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Tod von Isaac Asimov (1920 – 1992) ist ein bisher unveröffentlichter Essay des berühmten Science-Fiction-Autors aufgetaucht. Das Magazin Technology Review druckt ihn in der aktuellen Ausgabe 1/2015 ab (jetzt im Kiosk oder hier zu bestellen).

Der dreiseitige Essay mit dem Originaltitel „How do people get new ideas?“ ist um 1959 entstanden. Asimov wurde damals von seinem Freund Arthur Obermayer als externer Berater zu einem Projekt der US-Regierung eingeladen. Es ging darum, kreative Konzepte für ein Raketenabwehrsystem zu entwickeln. Asimov kam zu einigen Sitzungen, entschied sich dann aber gegen eine Mitarbeit, weil er keinen Zugriff auf geheime Informationen haben wollte – das hätte seine Redefreiheit eingeschränkt. Vor seinem Abschied schrieb er als einzigen offiziellen Beitrag eine Abhandlung über Kreativität. Sie blieb unveröffentlicht, bis Obermayer sie vor Kurzem beim Aufräumen alter Akten wiederentdeckte.

In dem Essay geht Asimov der Frage nach, wie sich Kreativität am besten anregen lässt. Um neue Ideen zu generieren, brauche es in erster Linie Menschen, die Querverbindungen zwischen scheinbar unzusammenhängenden Informationen erkennen können. Dafür brauche es eine gewisse Verwegenheit und Exzentrik. „Einfach ein Spinner zu sein reicht allerdings nicht aus“, so Asimov.

Solche Menschen entwickeln nach Ansicht von Asimov die besten Ideen, wenn man sie alleine lässt. „Die Anwesenheit anderer kann diesen Prozess nur stören, denn Kreativität ist auch peinlich“, schreibt er. „Auf jede gute Idee kommen 100 oder 10.000 blöde, die man lieber für sich behalten möchte.“

Trotzdem könne ein Zusammentreffen kreativer Menschen Vorteile haben, wenn auch nicht für den Akt der Kreativität selbst, sondern zum Wissensaustausch. Wichtig dabei sei, eine heitere Atmosphäre ohne Erfolgsdruck aufzubauen. Asimov: „Ein Schuldgefühl, weil man für sein Gehalt noch keine großen Ideen abgeliefert hat, ist die beste Voraussetzung dafür, dass so bald auch keine großen Ideen mehr kommen.“ Deshalb schlägt er vor, Teilnehmern solcher Denk-Sessions für einige kleinere Aufträge zu entlohnen – etwa kurze Berichte über ihre Überlegungen oder kurze Ausarbeitungen häufig gestellter Fragen. „Die Teilnahme an den Treffen wäre dann offiziell unbezahlt, und das würde erheblich zur Entspannung beitragen.“

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