Musik im Internet: Alles umsonst?

Kaum ein Surfer, der sich Musik aus dem Internet besorgt, bezahlt dafĂĽr, meint eine Studie; andere Untersuchungen sehen einen Umbruch in den Musik-Vertriebswegen.

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Von
  • Herbert Schmid

Ein vom Pew Internet & Life Project durchgeführte Studie kommt zum Ergebnis, dass 14 Prozent der US-Internetbenutzer, also rund 13 Millionen Surfer, bereits frei verfügbar Musikdateien aus dem Internet kopiert haben. Allerdings gaben nur 2 Prozent an, dass sie für aus dem Internet stammende Musik auch bezahlt hätten. Nicht erhoben wurde, wie hoch der Anteil von legal frei verfügbarer Musik ist. Außerdem errechnet die Studie eine Milliarde durch die MP3-Tauschbörse Napster verfügbare Songs. Hierbei wurde die durchschnittlich über einen Server angebotenen Dateien (500.000 bis 600.000) auf die durchschnittliche Benutzeranzahl je Server (5.000) umgerechnet und anschließend mit der Gesamtzahl an Napster-Nutzern (10 Millionen) multipliziert. Die implizite Annahme, dass jeder Napster-Server vollständig unterschiedliche Musikstücke anbietet, dürfte allerdings kaum der Realität entsprechen.

Eine Bedrohung des Urheberrechts sieht die Studie vor allem durch neue Programme. Die bisher bekannten Server-basierenden Dienste wie Napster und mp3.com könnten gerichtlich gezwungen werden, keine geschützten Werke anzubieten. Anders sehe das aber bei den neuen dezentral arbeitenden Programmen wie Gnutella und FreeNet aus. Gnutella etwa erzeugt ein Benutzernetzwerk und überträgt die Suchanfrage solange von Benutzer zu Benutzer, bis die Datei gefunden wurde. Mittels FreeNet kann man nicht nur nach Dateien suchen, sondern solche auch anonym anbieten. Diese werden über alle beteiligten Rechner verteilt. FreeNet bietet keine Möglichkeit, eine zur Verfügung gestellte Datei zu sperren. Sowohl Gnutella als auch FreeNet sind nicht auf MP3-Dateien beschränkt. Da beide ohne zentralen Server auskommen, sei es sehr schwierig, sie auf juristischer Ebene zu kontrollieren.

Ein etwas anderes Bild der Lage zeichnet eine Studie von Angus Reid: Internetbenutzer sind vor allem in Ländern ohne gutsortierten Fachhandel begeistert von der Möglichkeit, Musik aus dem Internet zu beziehen, erklärte Clay Braziller von der Angus Reid Group. Die Studie fand heraus, dass Benutzer, die MP3-Dateien aus dem Internet kopieren, weit öfters als andere Surfer angaben, ihr letzter Online-Kauf sei eine CD gewesen. In der Studie heißt es, dass die Möglichkeit, Musik aus dem Internet zu kopieren, den Kauf von CDs noch nicht vollständig verdrängt hat – zumindest wenn diese im Internet bestellt werden können. Brazziler nimmt an, dass die Industrie sich mometan am Beginn einer Übergangsphase befindet, in der sich die Art, wie die Konzerne Musik vermarkten und verkaufen, stark verändern wird. (hes)