Mit Sky, Netflix und Co. weg von der Gratismentalität

Die Umsätze im Video-on-Demand-Markt sollen sich in den nächsten fünf Jahren verdreifachen und auch im Pay-TV-Bereich sehen Medienexperten Wachstumschancen. Die Gratismentalität vieler Zuschauer weicht anscheinend immer mehr einer Zahlungsbereitschaft.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 270 Kommentare lesen
Netflix

(Bild: dpa, Britta Pedersen)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • dpa
Inhaltsverzeichnis

Im Video-on-Demand- und Pay-TV-Bereich ist mit einem deutlichen Wachstum zu rechnen. Davon gehen Prognosen des Verbands Privater Rundfunk- und Telemedien (VPRT), den Beratern von Goldmedia und dem Bitkom-Verband aus. Die Ergebnisse sagen steigende Umsätze voraus, denn Nutzer seien immer mehr bereit, für Abo- und Abrufmodelle zu zahlen.

"Die Zahlungsbereitschaft bei den Zuschauern wird sogar noch größer werden, weil jetzt die Angebote da sind", vermutete Medienforscher Klaus Goldhammer. Seine Firma Goldmedia berät TV-, Film- und Onlineanbieter in strategischen Fragen. Einer Goldmedia-Prognose aus dem vergangenen Jahr zufolge werden sich die Umsätze auf dem Video-On-Demand-Markt in Deutschland von 2014 bis 2019 nahezu verdreifachen. Auch der IT-Verband Bitkom sieht in einer Umfrage eine positive Entwicklung voraus und spricht für dieses Jahr von einer möglichen Umsatzsteigerung von 42 Prozent.

"Wir sehen eine Entwicklung von einer Gratismentalität hin zu einer Zahlungsbereitschaft", sagte Frank Giersberg vom VPRT, in dem auch Pay-TV-Anbieter organisiert sind. Der VPRT rechnet für 2014 mit rund 12 Prozent Wachstum beim klassischen Pay-TV und circa 18 Prozent bei Video on Demand.

Der Musik-Streaming-Dienst Spotify sei der Vorreiter für den Erfolg bei den Kunden gewesen, sagte Goldhammer. "Da haben die Leute gelernt, dass man Musik auch ganz legal im Internet einfach abonnieren kann. Jetzt klappt das auch bei Filmen."

Als im September 2014 die US-Videoplattform Netflix in Deutschland startete, gab es einen großen Hype, obwohl andere Anbieter mit dem Konzept bereits auf dem Markt waren: Maxdome von ProSiebenSat.1, Amazon mit seinem Prime-Angebot, die Vivendi-Tochter Watchever. Auch Sky hat inzwischen eine Video-On-Demand-Plattform.

"Im Markt sind bereits viele Big Boys mit tiefen Taschen und eine Reihe von Spezialisten. Viel Luft für neue Konkurrenten gibt es da kaum", sagte Goldhammer. Im Moment gehe es für die Unternehmen darum, Reichweite aufzubauen, also möglichst viele Kunden als Abonnenten zu gewinnen.

Nutzer gewinnt man vor allem über den Preis, der bei den meisten gängigen Plattformen derzeit um 8 Euro im Monat für das reguläre Abonnement beträgt. "Die Preise können kaum noch sinken. Mittelfristig ist eher zu erwarten, dass sie wieder steigen." Auch VPRT-Experte Giersberg meint: "Dass es günstiger wird, kann ich mir nicht vorstellen."

Nicht nur der Preis dürfte künftig den Wettbewerb bestimmen. Während die Portale und Sender lange nur Zweitverwerter von TV-Serien und Kinofilmen waren, produzieren die Video-on-Demand-Anbieter und Pay-TV-Sender inzwischen auch selbst.

Sky Deutschland tritt bei der Krimireihe "100 Code" als Co-Produzent auf, die Dreharbeiten begonnen im vergangenen Jahr. Netflix macht sich unter anderem mit der Polit-Serie "House of Cards" interessant. Die US-Plattform sicherte sich außerdem Comedy-Star Adam Sandler als Darsteller für mehrere Filme. Das Budget für Eigenproduktionen bei Netflix erreichte inzwischen 9,5 Milliarden Dollar. Der Konkurrent Amazon heuerte Altstar Woody Allen für dessen erste Serie an, die 2016 exklusiv auf der Video-Plattform des Onlinehändlers starten soll, und plant auch ein Dutzend eigener Kinofilme pro Jahr. "Ich glaube, dass wir deutlich mehr Eigenproduktionen im Pay-TV sehen werden", sagt auch Giersberg. "Die Bezahlanbieter entdecken das Geschäftsmodell gerade für sich." (des)