Big Data für Bauern

Das Start-up 640Labs verkauft Analysewerkzeuge, die die landwirtschaftliche Produktion steigern sollen – und wurde gerade von Monsanto übernommen.

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Von
  • David Talbot

Das Start-up 640Labs verkauft Analysewerkzeuge, die die landwirtschaftliche Produktion steigern sollen – und wurde gerade von Monsanto übernommen.

Matt Schweigert besitzt rund 2800 Hektar an Korn- und Sojabohnenfeldern in Cuba City im US-Bundesstaat Wisconsin. Seine 25 Traktoren, Mähdrescher und Fahrzeuge verfügen über hochmoderne Agrartechnik: Sensoren erfassen die genaue GPS-Position, messen, wie viele Samen gepflanzt und wie viel Dünger verspritzt wurde. Das System kann außerdem später ermitteln, wie viele Maiskolben und wie viele Bohnen geerntet wurden.

Allerdings ist der Umgang mit all diesen Informationen noch nicht sehr bequem: Die Daten werden typischerweise direkt in der Fahrerkabine abgelesen, um Probleme beispielsweise beim Aussaatabstand zu erkennen. Oder die Daten werden per schlichtem USB-Stick vom Onboard-Rechner entnommen, um sie dann später im Büro zu analysieren.

Auf Dauer war das zu ineffizient. Schweigert testet daher seit einiger Zeit ein Gerät, das das Start-up 640Labs aus Chicago entwickelt hat. Der in Gummi gehüllte zylindrische Kasten wird in den Datenport der Landmaschine gesteckt und überträgt die gesammelten Infos drahtlos an eine Analyseplattform in der Cloud.

Die kann dann die Ernte verschiedener Felder einer Farm vergleichen, prüfen, wie man gegenüber anderen Betrieben abschneidet, erklärt Schweigert. Und auch welche Maßnahmen ergriffen werden sollten, um besser zu werden – beispielsweise bei der Saat oder beim Dünger. "Der größte Teil der Daten ging bislang wortwörtlich auf dem Feld verloren", sagt Corbett Kull, Mitbegründer von 640Labs. "Die Bauern haben genug damit zu tun, ihren Betrieb zu managen und ihren Traktor zu fahren. Wir versuchen, es ihnen leichter zu machen."

Smarte Wettervorhersage- und Datenanalysesysteme könnten Landwirten zeigen, wann es bei welcher Pflanze sinnvoll ist, mit der Aussaat zu beginnen, sagt David LeZaks, Forscher an der University of Wisconsin in Madison, der sich auf nachhaltige Landwirtschaft spezialisiert hat. Auch Dünge-, Spritz- und Erntezeitraum ließen sich so festlegen. "Wir wissen ziemlich schnell, ob ein Feld zu viel oder zu wenig mit Pflanzenschutzmittel behandelt wurde", sagt Kull von 640Labs. Das gelte auch für die Düngung. "Wir registrieren immer mehr Sachen."

Künftig dürfte die Technik sich noch schneller verbreiten: Der Agrobusiness-Gigant Monsanto kaufte 640Labs im Rahmen seiner Versuche, ins Geschäft mit landwirtschaftlichen Big-Data-Anwendungen einzusteigen. 2013 hatte der Konzern schon das Start-up Climate Corp gekauft, eine Firma, die weit in die Vergangenheit zurückreichende Daten zu Wetter- und Bodenverhältnissen für 29 Millionen Farmfelder in den USA gesammelt hat. Aus diesen Informationen entstehen lokale Wettervorhersagen; zudem werden Versicherungen gegen Ernteverluste verkauft. Ein Jahr zuvor erwarb Monsanto bereits Precision Planting, einen Spezialisten für Kontrollsysteme zur Aussaat.

"Das Klima verändert sich und die Probleme nehmen zu", sagt Robert Fraley, Technikchef bei Monsanto. Deshalb sei es unabdingbar, dass der Ertrag auf bestehenden Feldern bis 2050 stark erhöht werde. "Dann könnten wir mit weniger Land auskommen."

(bsc)