Multiresistente Keime: Schnelltests könnten Gefahren und Kosten verringern

Nach der Entdeckung multiresistenter Erreger im Kieler Universitätsklinikum steht der Umgang mit Antibiotika auf dem Prüfstand. Schnelltests könnten helfen, den Einsatz zu minimieren – kommen aber kaum zum Einsatz.

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Kampf der Resistenz

Elektronenmikroskop-Aufnahme von MRSA

(Bild: CDC (public domain))

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Die Entdeckung der mehrfach resistenten Bakterien im Kieler Universitätsklinikum Schleswig-Holstein unterstreicht erneut, wie dringend neue Mittel gegen wehrhafte Mikroorganismen gebraucht werden. Genauso wichtig sind laut Experten allerdings auch Schnelltests, schreibt Technology Review in seiner neuen Ausgabe. Denn ohne sie wissen Ärzte und Schwestern oft nicht schnell genug, ob und vor allem welche gefährliche Keime ihre Patienten besiedeln.

Die schwäbische Firma Curetis etwa hat ein Nachweissystem entwickelt, mit dem Ärzte innerhalb von vier bis fünf Stunden wissen, mit welchem resistenten Keim sie es zu tun haben und wie sie ihn bekämpfen müssen. Allerdings sind nur wenige deutsche Kliniken mit derartigen Systemen ausgestattet. Ein Grund dürfte der Preis sein: Das System von Curetis etwa kostet 56.000 Euro und ist damit für viele Kliniken schlicht zu teuer. Das könnte sich jedoch als Milchmädchenrechnung entpuppen.

Am Beispiel des berüchtigten Keims MRSA (Methycillin-resistenter Staphylococcus aureus) hat Alexander Friedrich, Leiter des Instituts für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene an der Uniklinik Groningen, berechnet, welche Therapiekosten für eine den Niederlanden vergleichbare deutsche Region entstehen. „Gelingt es, die MRSA-Rate auf das niederländische Niveau zu reduzieren, ließen sich pro Jahr 150 MRSA-assoziierte Todesfälle, 1000 lebensgefährliche MRSA-Infektionen und 10.000 nicht lebensgefährliche MRSA-Infektionen vermeiden“, sagt er. Das allein würde 120 Millionen Euro sparen. Würde man das auch auf andere Erreger extrapolieren, könnte sich laut Friedrich die Summe auf 1,5 Milliarden Euro pro Jahr addieren. Fast ein Klacks sind demgegenüber die jährlich 300 Millionen Euro, die in den Niederlanden in die medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene fließen. „Das lohnt sich auf jeden Fall“, lautet sein Fazit.

Mehr zum Thema in der aktuellen Ausgabe von Technology Review (im Heise-Shop erhältlich):

(vsz)