Der ultimative Turing-Test

Mensch oder Maschine? Ein amerikanischer Psychologe will den ultimativen Test gefunden haben, um das zu unterscheiden.

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Mensch oder Maschine? Ein amerikanischer Psychologe will den ultimativen Test gefunden haben, um das zu unterscheiden.

Was ich für Probleme habe, wollen Sie wissen? Na ja, neulich habe ich doch auch endlich diesen diesen Film über Alan Turing und die Enigma gesehen: The Imitation Game. War ja recht unterhaltsam, auch wenn der Film mit keinem Wort die wertvolle Vorarbeit erwähnt, die Marian Rejewski und sein Team beim knacken des Enigma-Codes geleistet haben.

Aber das nur am Rande. Der Titel des Films bezieht sich ja auf eine faszinierendes Gedankenspiel von Turing: Kann man Maschinen bauen, die so intelligent sind, wie Menschen? Wenn ja, wann weiĂź man, dass die Maschine dem Menschen wirklich ebenbĂĽrtig ist? Die Antwort lautet: Man spielt ein Spiel - eben das "Imitation Game". ( Der Original-Artikel von Alan Turing, heiĂźt eigentlich nicht "The Imitation Game" heiĂźt, sondern - ein bisschen weniger sexy und geheimnisvoll - "Computing Machinery and Intelligence". Aber das nur am Rande).

Alan Turing selbst beschreibt das Spiel in dem Artikel so: Ein menschlicher Fragesteller solle sich nur per Tastatur und Bildschirm mit einem Computer und einem Menschen unterhalten. Kann er in einem signifikanten Teil der Gespräche nicht die Maschine erkennen, hat die Maschine den Test bestanden und kann wirklich als intelligent bezeichnet werden.

Schöne Idee. Das blöde ist nur: Vergangenen Juni hat ein relativ dummes Skript diesen Test erstmals bestanden. Zwar mit Hilfe von diversen Tricks- unter anderem hat das Programm einfach behauptet, nur sehr unvollkommen englisch zu sprechen - aber gewonnen ist gewonnen.

Deswegen gab es jetzt einen kompletten Workshop auf der Tagung der AAAI, der Association for the Advancement of Artificial Intelligence, der sich der Weiterentwicklung des Turing-Test widmete. Wie man dem Überblicksartikel entnehmen kann, den Jia You für das Wissenschaftsmagazin Science geschrieben hat, läuft die Diskussion schon eine ganze Weile - und wird wahrscheinlich auch noch eine ganze Weile weitergehen.

Wahrscheinlich wird es auf eine Art "Turing Olympiade" hinauslaufen: eine ganze Reihe von Tests, die verschiedene, geistige Eigenschaften abprüft. Der meiner Meinung nach interessanteste Beitrag kam dabei von Gary Marcus von der New York University. In diesem Video erklärt er einem Journalisten von der BBC, ohne mit der Wimper zu zucken, dass die KI, verbunden mit einem Roboter, Ikea-Möbel aufbauen soll. Das erfordere nicht nur die Fähigkeit, Bilder und Text zu erfassen und zu verstehen, sondern auch körperliche Geschicklichkeit, Zähigkeit - und Frustrationstoleranz.

Ich frage mich nur, was mit all den Menschen ist, die ebenfalls an dieser Aufgabe scheitern. Muss man die dann als - dumme - Maschinen bezeichnen? Vielleicht ist die eleganteste Lösung eh die von Google. Die fragen Besucher von Webseiten seit vergangenem Jahr einfach ganz direkt: Bist Du ein Mensch, oder eine Maschine? Nur wenn der Besucher anklickt "Ich bin kein Roboter", wird er auch so behandelt. Eine Maschine, die klug genug ist, ihre Rechte einzufordern, sollte auch wie ein Lebewesen behandelt werden. Und wirklich kluge Lebewesen überlassen den Aufbau komplizierter Möbel denjenigen, die was davon verstehen. (wst)