8-TByte-Festplatte mit SMR-Aufzeichnung

Seagate dreht die Kapazitätsschraube weiter: Satte 8 TByte fasst die Archive HDD v2. Dabei ist sie mit 250 Euro überraschend günstig.

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Lange Zeit ging es nicht so richtig vorwärts mit größeren Festplatten, 4 TByte galten als das Maß der Dinge. Seagate setzt bei seiner neuen 8-TByte-Platte nun auf neue Technik: Shingled Magnetic Recording, kurz SMR. Die Archive HDD v2 genannte Platte ist mit SATA-Interface und 512-Byte-Sektoren erhältlich. Sie eignet sich damit auch für den heimischen Desktop-PC und ist mit rund 250 Euro ein echtes Schnäppchen – taugt allerdings nicht für jede Anwendung.

Da die Platte wie die meisten hochkapazitiven Festplatten sechs Scheiben enthält, muss Seagate die Kapazitätserhöhung über einen Trick realisieren – durch die Aufzeichnungstechnik SMR. Seagate betritt damit Neuland: Die Archive HDD v2 ist die erste im Handel verfügbare SMR-Festplatte.

Um die nötigen Schreibvorgänge zu verringern, unterteilt Seagate die Platte in Bänder und fügt Pufferzonen ein.

Bei SMR rücken die Spuren noch ein wenig enger zusammen, sie überlappen sich wie Dachschindeln (englisch Shingle). Ein Teil der vorherigen Spur wird beim Schreiben überschrieben. Da die Leseeinheiten der Köpfe schmaler sind als die Schreibeinheiten, können sie die Daten dennoch wieder lesen.

Weil jedoch Teile der Spuren überschrieben werden, muss die Platte auch die daneben liegende Spur neu schreiben – und die nächste und so weiter. Damit die Änderung eines einzelnen Bits nicht das erneute Beschreiben der gesamten Platte erzwingt, unterteilt Seagate die Platte in Bänder. Diese umfassen zwischen fünf und zehn Spuren (genaue Angaben macht Seagate nicht), also maximal etwa 40 MByte. Außerdem gibt es auf der Platte 128 MByte Cache und eine Pufferzone zum Zwischenspeichern von Daten. Aus diesen beiden Puffern schreibt die Platte die Daten bei Gelegenheit an die richtige Stelle – man hört noch lange nach Beendigung eines Schreibvorgangs, dass die Platte arbeitet.

In der Praxis funktioniert das gut, selbst in einer üblichen Desktop-Umgebung dürfte man von der SMR-Technik kaum etwas bemerken. Die Platte wird erst dann merklich langsamer, wenn sie über längere Zeit ununterbrochen Daten auf zufällig verteilte Adressen schreiben muss (Random Write).

Bei Benchmarks fällt das auf: Eine fortlaufende Messung der Zugriffszeiten beim Schreiben mit H2benchw führte zunächst zu einem Ergebnis von 0,3 ms (Cache) beim Schreiben. Nach rund einer Minute stieg der Wert auf übliche 14 ms (Pufferzone) und nach einer Viertelstunde auf lahme 290 ms – da musste die Platte die Daten direkt in den SMR-Zonen ablegen. Beim sequenziellen Schreiben von Daten erreichte die Archive HDD v2 maximal gute 185 MByte/s, die Mittelwerte beim Lesen und Schreiben liegen bei rund 130 MByte/s.

Für jedes Einsatzgebiet eignen sich SMR-Platten also nicht. So warnt Seagate selbst vor der Verwendung der Platte in NAS-Systemen; dort könne die Performance sinken. Außerdem soll man laut Seagate im Mittel nicht mehr als 500 GByte täglich von der SMR-Disk lesen oder schreiben, also 180 TByte pro Jahr. Die Archive HDD v2 eignet sich eher für Cloud-Archive oder Object-Storage-Architekturen, bei denen es vor allem auf einen günstigen Preis pro TByte ankommt – und als Datengrab im heimischen PC.

Insgesamt hat Seagate die SMR-Technik offenbar im Griff, Cache und Pufferzonen verdecken die Eigenarten dieser Technik. Auch HGST will in seiner 10-TByte-Version der Helium-gefüllten Festplatte künftig SMR nutzen – sie ist bereits bei einigen Pilotkunden im Einsatz. In der 8-TByte-Version setzt HGST dagegen noch auf traditionelle PMR-Aufzeichnung. Wie sich diese Platte im Vergleich zur Seagate schlägt, lesen Sie in der kommende c't, Ausgabe 6/15. (ll)